Freitag, 12. Februar 2010

Real Live - The Turnaround: A Long Awaited Drama


Release Date:
01. Oktober 1996

Label:
Big Beat (Atlantic)

Tracklist:
01. Intro
02. Pop The Trunk
03. The Gimmicks
04. They Got Me
05. Ain't No Love
06. Iceberg Slick
07. Larry-O Meets Icerberg Slick
08. All I Ask of You (Commin' Thru) (Feat. Kira Scott)
09. The Turnaround
10. Trilogy of Error
11. Real Live Shit
12. Day You Die
13. Crime Is Money
14. Money And Shows
15. Real Live Shit (Remix) (Feat. Ghostface Killah, Lord Tariq, Killa Sin & Cappadonna)

Review:
Was man hier vor sich hat, ist ein auf den ersten Blick eher unscheinbares Album aus der goldenen Zeit. Real Live - da klingelt's nicht zwingend. Wenn man jedoch nachsieht, wer hinter diesem Namen steht, so findet man eine Kombo aus MC und Producer, bei der vor allem Letzterer kein Nobody sein sollte: K-Def, heutzutage angesehener Veteran, hatte sich bereits im Jahr 1996 einen Namen gemacht, unter anderem mit Produktionen für Lords Of The Underground und Tragedy Khadafi, die der Schützling von Marley Marl auf seiner MPC zusammengeschraubt hat. Auf einer Party trifft er erstmals bewusst mit seinem Cousin Larry-O, bzw. dessen Seite als MC, zusammen. Das bis dato einzige Erzeugnis trägt den Titel "The Turnaround: A Long Awaited Drama".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Zwei Tracks, die von Marley Marl produziert wurden, ansonsten eine Komplettproduktion von K-Def - alleine diese Information sollte ausreichen, um diesen Release mehr als nur interessant zu machen. Und das zu Recht, denn K-Def's Produktionsstil ist ausgeprägt genug, um diesem Album einen eigenen Charakter aufzudrücken. Dabei sind Def's beste Freunde die Streichinstrumente, die in fast jedem Song eine zentrale Rolle einnehmen. Hinzu kommen die typische und gesunde Portion Samples und eine feine Dosierung an Funk, was das Album schließlich immer noch im Kielwasser der riesigen Neunziger-Fähre schwimmen lässt, ihr jedoch genügend Abstand verschafft. Hinzu kommt Larry-O, der zwar beileibe kein aus der Masse herausragender Rapper ist, mit seinem Stimmorgan und einem runden Flow jedoch nichts falsch macht. Die Stimme des leicht übergewichtigen MCs klingt tief, routiniert und warm. Der Mann nimmt Platz und lädt zu einer Erzählstunde, die geprägt ist vom Straßenleben, dem Hustler-Dasein, Materialismus und Gangster-Geschichten - von nichts besonderem also. Doch das stört nich im geringsten, denn Larry-O hält seine Vorträge sehr überzeugend und lässt nie Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit aufkommen. Es kristallisiert sich eine wohltuende, Hörspaß garantierende Harmonie zwischen den beiden Akteuren heraus. Zusammen mit einem 70er R&B-Voice Sample ertönen über K-Def's Streicher in "Ain't No Love" Street-Tales, während in "Money And Shows" die Streicher zur sehr lockeren Atmosphäre des Songs beitragen. Dass das Album mit einer angebrachten Anzahl an Scratches angereichert ist, versteht sich von selbst. Dazu findet man in der Single "Real Live Shit" ein Nas-Cut in der Hook - und natürlich auch ein dramatisch aufspielendes Streicheraufgebot. Im zugehörigen Remix findet sich mit drei Wu-Brüdern und Lord Tariq hohe Prominenz ein, um aus dem Snare-intensiven Beat einen astreinen Posse-Cut zu machen. Ein auch später oft wiederzufindendes Phänomen wird hier bereits von K-Def praktiziert: Die Tracks werden durch kurz eingespielte Instrumentals ineinander geleitet. So folgt dem schwer gerüsteten Representer "Pop The Trunk" das smooth vor sich hingleitende "The Gimmicks", während das schon erwähnte "Ain't No Love" herrlich funky zur Vorstellung der Person des "Iceberg Slick" überleitet: "You ain't never seen no ice like this". "Crime Is Money" ist die Devise - da sollte es nicht groß verwundern, wenn in "The Turnaround" gezeigt wird, was man hat. Da fehlt nur noch der Song mit austauschbarer weiblicher Hook, der (aus welchem Grund auch immer) auf fast jedem Album dieser Zeit zu finden ist - und sich auch hier in Form von "All I Ask Of You" zu erkennen gibt.

Zwar hat dieses Album seine anerkennungswerten Eigenheiten, doch letzten Endes fällt es doch in den Pool typischer Neunziger-Releases des Ostens - und ist genau deshalb so gut. In einer Reihe vieler anderer Duos bilden K-Def und Larry-O ein eingespieltes Team, das auf seinem Debüt mehr als nur zu überzeugen weiß. Man könnte an dieser Stelle viel darüber spekulieren, wie man dieses Album noch besser hätte gestalten können, welche Features noch produktiv gewesen wären und ob K-Def vielleicht an einigen Stellen konsequenter hätte vorgehen können. Doch wozu? "The Turnaround: A Long Awaited Drama" füllt mit seinen Eigenschaften genau die Mängel, die bei heutigen Alben der Eastcoast oft angekreidet werden - da sollte man mit diesem Werk auf voller Linie zufrieden sein.
 
7.6 / 10

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