Samstag, 13. Februar 2010

Saigon & Statik Selektah - All In A Day's Work


Release Date:
17. März 2009

Label:
Amalgam Digital

Tracklist:
01. To Be Told
02. So Cruel
03. The Rules
04. My Crew
05. Prepare For War
06. Spit
07. Lady Sings The Blues
08. Lose Her
09. Goodbye
10. The Reason
11. I Warned You (Bonus)

Review:
Na also, es geht doch: Ist es inzwischen fast fünf Jahre her, dass Saigon - einer der heißgehandeltsten Neulinge der im Sand verlaufenen neuen Generation des Ostens um das Jahr 2004 - mit "Warning Shots" ein erstes Street-Album veröffentlichte, auf dem schon kräftig für das damals als bald erscheinend angekündigte Album "The Greatest Story Never Told" geworben wurde, so konnte man über die Jahr hinweg beobachten, wie Saigon ein ähnliches Drama durchlief wie Papoose. Sogar der komplette Ausstieg stand kurzzeitig im Raum. Sein offizielles Debüt residiert immer noch, mit der Beschriftung "coming soon", im Nirvana. Schließlich hatte Saigon anscheinend die Schnauze voll, was uns zu diesem Release führt: "All In A Day's Work", in 24 Stunden aufgenommen mit Statik Selektah, der Rap-Welt angekündigt und ein paar Wochen später schon, ausschließlich digital und über Amalgam Digital, veröffentlicht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Was als Session für Tracks zum offiziellen Album begann, hat nun zehn Anspielstationen plus Bonus-Track und bietet dem Hörer eine gute halbe Stunde an BoomBap à la Statik Selektah. Dessen Sound sollte spätestens seit seinen zwei Producer-LPs ("Spell My Name Right" 2007 und "Stick 2 Tha Script" 2008) kein Geheimnis mehr sein. So gibt es auch auf diesem Release keine Überraschungen: Statik bleibt von Anfang bis Ende in seinem Metier. Was so viel bedeutet wie: Hier bekommt man eine zu keiner Zeit sauer aufstoßende Ladung gemäßigten BoomBap ohne Ausfälle und ohne übermäßige Highlights. Die Instrumentale auf dieser LP gehören nicht einmal zu Statik's bester Arbeit. Auf der anderen Seite ist das, was man hier zu hören bekommt, immer noch um Längen besser als ein bunter Mix von elf verschiedenen Produzenten, der dann völlig gesichtslos dasteht. Für viele sowieso interessanter ist die wörtlich zu nehmende Tagesform, in der sich Saigon auf diesem Album zeigt. An dieser Stelle darf Saigon sein bekannt guter Flow gutgeschrieben werden. Spielend leicht fügen sich seine Zeilen zusammen. Doch Saigon kann mehr, als er hier bietet. "Spit" beispielsweise flext sich mit Zeilen wie "My flow is flowingly fluid like liquid / Even Jamaicans be sayin my shit wicked / Y'all should believe me, I shouldn't even have to kick shit" durch die Gehörgänge. Eine Großtat wie "Yes" wird man nicht finden. Trotzdem schafft es Saigon, die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich zu bannen, während sich Statik seine Hooks zusammensamplet und -cuttet und altbekannte Drumlines kreiert. "The Rules" schafft es erfolgreich, ein Soulja Boy-Sample mit klassischem Eastcoast-Instrumental zu verknüpfen und gerät dabei noch zu einem der besten Tracks der Scheibe, in dem Saigon auch lyrisch punktet (auch wenn der Big Apple weit davon entfernt ist, "back in full effect" zu sein):

"New New Yitty is back in full effect
We the kind that don't throw gang signs or claim sets
We one of the few left that ain't ridin' the West
Ain't dick suckin' the South, you still'll get punched in your mouth
"
Widmet man Statik's Beats zu viel Aufmerksamkeit, erweisen sie sich schnell als langweilig, was "My Crew" oder "Prepare For War" ins Mittelmaß zwingt. Anders "Lady Sings The Blues", das mit Pitch-Voice versehen wurde und relaxte Töne angibt, über welche Saigon ein Portrait eines Image-wechselnden Rappers anfertigt. "Don't Make Me Chris Brown you, bitch!". Ein ebenfalls guter Track findet sich in "The Reason", das wieder gepitchte Samples bemüht, während Saigon der Industry den Mittelfinger ins Gesicht hält ("Industry rule #4080 - record company people are lazy"). Die kurze Spielzeit legt nahe, keine Gäste zu featuren, was auch voll gerechtfertigt ist, da Tracks wie "To Be Told" oder "Goodbye" sehr verhalten sind und nur von der guten Leistung Saigon's leben. Den Abschluss, der mit dem Bonus "I Warned You" gemacht wird, hätte man sich jedoch sparen können, da hier sogar Saigon wenig inspiriert klingt.

In einer Weise ist das Erscheinen dieses Albums auf jeden Fall wichtig und gut: Als Symbol für die Karriere Saigon's hat es großen Stellenwert. Davon abgesehen ist "All In A Day's Work" in der Wertungsskala normaler Alben alles andere als besonders. Unter Beachtung der Entstehungszeit verdient dieses Machwerk durchaus Respekt - doch im Vergleich zu einem MF Grimm relativiert sich auch dieser Aspekt. Wenn, bzw. falls Saigon's "Greatest Story Never Told" (oder welchen Titel auch immer es dann tragen wird) kommt, dann sollte es jedenfalls mehr bieten. Hier befindet man sich im guten Mittelfeld, doch absolut nicht bei Pflichtprogramm.

5.7 / 10

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