Donnerstag, 11. Februar 2010

Verbal Kent - Fist Shaking


Release Date:
01. April 2008

Label:
Molemen Records

Tracklist:
01. First 3
02. Brand New Style
03. Remain Psycho (Feat. Roadblok, DoomsDay, MoodSwangz & Alltruisms)
04. The Dagger (Feat. Wayne Larrivee)
05. A Rapper Who Quit Part 1
06. Underdogs (Feat. Rusty Chains & Lance Ambu)
07. Game Face
08. OMU Rehearsal Skit 1
09. I'm A Rapper
10. You Can't Rap (Feat. Alltruisms)
11. Tim Hardaway Hates You (Feat. Rusty Chains)
12. Fist Shaking
13. OMU Rehearsal Skit 2
14. Users And Pushers
15. Man Down (Feat. Lance Ambu & Rusty Chains)
16. Snakes On A Stage
17. Another Masterpiece (Feat. Lance Ambu & Alltruisms)
18. Get A Job 2 (Feat. Alltruisms & Lance Ambu)

Review:
Ladies und Gentlemen, darf ich vorstellen: Verbal Kent, mal wieder ein Rapper von dem viel zu wenige von euch je gehört haben - und das natürlich mal wieder vollkommen zu Unrecht. Als einer der vielen Gründe, warum Chicago mit seiner lebendigen und hochgeschätzten HipHop-Szene einen festen Platz im Game einnimmt, läuft Kent unter dem Banner von Gravel Records auf, das auch noch ein Zuhause für Namen wie Eratik Statik, Kaz 1, Matlock und Rusty Chains bietet. Mit seinem dritten Paukenschlag auf Albumlänge geht Verbal Kent diesmal jedoch mit Molemen Records, sozusagen dem Nachbar-Label, an den Start. Doch das sollte ja am eigentlichen Produkt nicht viel ändern, für alle Chi-City-Heads und auch alle sonstigen Freunde von gutem HipHop heißt es einmal mehr: "Aufgemerkt"!

Denn was ich hier vorstellen darf, ist eine bloße Aneinanderreihung von ausgefeilten Beats. Verbal Kent lädt ein - und schickt eine Vielzahl an Producer-Models (hier seien nur mal Panik, Marco Polo oder Oddisee genannt) auf den Laufsteg. Doch hier ist weder Heidi Klum vonnöten, noch wird nach dem Top-Producer gesucht - das Gesamtwerk soll ja schließlich begeistern. Angefangen wird mit ganz simplen Drums und Cuts, die die erste Runde dieses einzigen, langen Kopfnickers einläuten. Dabei eröffnet sich allen, die zuvor noch kein einziges Wort aus dem Mund dieses Mannes gehört haben, dass er auch sehr gut fähig ist, das Ohr der Hörerschaft zu binden. Von der puren Rawness erfolgt ein nahtloser Übergang in eine ruhige, melodiöse und streicherangetriebe Nummer mit dem Namen "Brand New Style". Und es mag meine Euphorie über diesen Bomben-Track sein, aber atmosphärischer kann mein einen zweiten Intro-Track (denn das ist er mit seinen nicht mal zwei Minuten eigentlich) nicht gestalten. "Welcome to the third solo-album I drop / I'm assumin' it's the third solo-album you cop / Cause how the fuck could you've forgot 'What Box' and 'Move With The Walls' / My voice got a little deeper, started using my balls". Auch wenn sich "neue" Fans hier etwas ausgeschlossen fühlen mögen; bei so guter Musik bekommt man vielmehr ein schlechtes Gewissen, falls man die ersten Alben nicht kennt. Sehr stark wird einem "Remain Psycho", das schlagartig seinen vorangegangen Track ablöst, vor den Kopf geschlagen, während es wieder einen astreinen Wechsel in staubtrockene Beatgefilde vollzieht und neben seiner Funktion als Neckbreaker auch noch wahnwitzig gute Lines von allen Beteiligten hervorbringt. Doch das Stelldichein der Bombensongs hat gerade erst begonnen: Mit "The Dagger" wird wieder ein Stilwechsel vollzogen, man befindet sich in einem, "Brand New Style" ähnlichen, Land voller relaxter Smoothness. Was hier ebenfalls schön zu Tage tritt: HipHop in seiner ungeschliffenen Form, in der die Hooks aus zusammengescratchten Hooks bestehen, in denen der MC aber auch ganz alleine zu unterhalten weiß. Erstaunlich, dass bis jetzt noch kein Song die Drei-Minuten-Marke überschritten hat, was sich auch in der Story 'bout "A Rapper Who Quit" nicht ändert. Geradezu verschwenderisch, wie solchen Beats keine längere Spielzeit gewährt wird. Doch die Zeit reicht Kent vollkommen, um uns von den psychischen und finanziellen Blessuren zu berichten, die einem Rapper so widerfahren können: "This is the story of a rapper who quit / Who though the game was in his blood 'til he heavily bled".
WRITTEN FOR Rap4Fame
Das hohe Niveau, auf dem diese Platte loslegt, erfährt jetzt noch einen Ausschlag nach oben - die "Underdogs" Kent, Rusty Chains und Lance Ambu toben sich über einen schlichtweg genialen Piano-Beat aus, dessen Loop, so simpel er auch sein mag, auch nach dem zwanzigsten Mal noch flasht. Nach einem sehr soliden "Game Face" taucht das Album nach einem Skit in seine schwächste Phase ein. Bezeichnend für die Qualität dieser Platte sind diese "schwächsten" Songs, die allesamt rundum gelungen sind: "I'm A Rapper" fröhnt, wie schon zwei andere Tracks der Platte, dem schmucklosen, rohen Rap, während "You Can't Rap" mit einem ausgefallenen Beat ebenfalls sehr gut verträglich ist. "Tim Hardaway Hates You" lässt zwar auf großes Kino hoffen, ist aber leider der Hauptgrund für den schwächelnden Mittelabschnitt, trotz gewohnt guter Lesitung am Mic. Kent steigert sich mit seinem Titeltrack jedoch wieder in die Etage der beanstandungslosen Headnodder. Gegen wen die Fäuste geschwungen werden, das sind natürlich sämtliche schlechte Rapper. Doch mit den großartigen Lines, die der Herr Kent auch hier wieder vom Stapel lässt, ist das auch gerechtfertigt. Ein weiteres lyrisches Highlight folgt sogleich: "This isn't an expensive way to get fucked up / Don't smoke that - just put my CD in and shut the fuck up for a minute / I rap for the users and pushers / [...] / Been listening to Rap lately / I turned the radio on - I couldn't fuckin' believe what was playin' / I took a coule o' seconds, took time to test and observe it / I was shocked - was HipHop molested by perverts?" heißt es in "Users And Pushers". Für die Hook wird Legende Common aus der Nachbarschaft gesampled. Wem hier der Beat noch nicht genug auf die Kacke gehauen hat - bitteschön, dafür dürfte die nächste Nummer zur Genüge sorgen: "Man Down" reiht sich zu den ganz Dicken der Platte und ist eventuell sogar das Highlight schlechthin. Da, wo Verbal Kent diese Nase für Beats herhat, sollten andere Rapper auch mal vorbeischauen. Denn die kraftvollen Produktionen reißen nicht ab: Auch "Snakes On A Stage" bildet da keine Ausnahme. "Common Sense would tell y'all I'm the wrong writer to face / Cause my Raps can put the wires back in Kanye's face"... und Lines wie diese finden sich in jedem Track. Kein Meisterwerk, doch immernoch ein kleines Highlight findet sich in "Another Masterpiece", in dem vor allem Alltruisms mit seiner markanten Stimme überzeugen kann. Zum letzten Track "Get A Job 2" verbleiben mir dann nicht mehr viele Worte - er ist auf jeden Fall auch gut.

Es ist nicht einfach, in einem Album voller doper Produktionen für jeden Beat eine eigene Würdigung aus dem Hut zu zaubern. Und auch wenn das Ding unter Molemen released wurde und trotzdem nicht der Großteil von ebenjenem Produzententeam (Panik, Memo, PNS) gestemmt wurde, sind schon die Beats ein absolutes Muss für jeden HipHop Fan. Selbst wenn Verbal Kent die ganze Platte hinweg nicht mehr als "Ra-Ra" herausgebracht hätte. Doch wie inzwischen klar geworden sein sollte ist Kent selbst, mit seinen Raps, ein weiterer Kaufgrund. Alles in allem ist "Fist Shaking" ein erneuter Beweis dafür, dass man den Midwest - und vor allem Chicago - nicht übersehen sollte, da sich hier inzwischen (im Gegensatz zur immer häufiger einfallslos wirkenden Ostküste) die meiste Kreativität ansammelt. Auch wenn das Album keine leichte Kost ist und nicht jedem HipHop-Neuling zu empfehlen ist, auch wenn das Album fast etwas lang ist - hier liegt ganz klar eines der besseren bis besten Releases dieses bisherigen Jahres vor.

7.6 / 10

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