Samstag, 13. Februar 2010

Billy Woods - The Chalice


Release Date:
30. März 2004

Label:
Backwoodz Studioz

Tracklist:
01. Killtro / Go-Go Dub Plate
02. Mind Control (Feat. Vordul Mega)
03. Capture The Flagg
04. High Treason
05. BBC (Backwoodz Broadcasting Corp.) (Feat. Thrill Gates)
06. Blowout (Feat. Priviledge)
07. Damage
08. Drinks (Feat. Vast Aire & Karnegie)
09. Sativa / Stillife (Feat. Stretch Nyce)
10. Gourmet
11. Wake Up Call
12. Get Out The Kitchen (Feat. Priviledge)
13. CJ's
14. Pit & The Pendulum (Feat. Vordul Mega)
15. Cross My Heart (Feat. Kong)
16. Maryland
17. Holidaze
18. Magic (Feat. Taiwo)
19. Last MC's (Feat. Vordul Mega & Taiwo)
20. Shinin
21. Vacationland (Redux) (Feat. Thrill Gates)

Review:
Irgendwo in einer der wenig beachteten Nischen des Underground gibt es ein Label namens Backwoodz Studioz. Dort hat sich eine kleine Gruppe von Künstlern zusammengefunden, die sich über die paar Jahre, die sie nun schon aktiv ist, einen Sound erarbeitet hat, der weit abseits des breit ausgetretenen Wegs der Massen liegt. Billy Woods ist eines der Kernstücke des Labels. Mit seinem "Camouflage"-Album aus dem Jahr 2003 (bzw. 2002) kann ein ungefährer Nullpunkt gesetzt werden. Ein gutes Jahr später kann man dieses Erzeugnis hier erwerben: ein ursprünglich als Mixtape gedachtes und nun zu 21 Tracks zusammengebundenes Album namens "The Chalice".

WRITTEN FOR Rap4Fame
Alles an diesem Album verspricht allerfeinsten Backwoodz-Sound: Gastauftritte aus dem näheren Bekanntenkreis und Produktion von: 007 alias Bond, einem der Köpfe des Labels, DJ Marmaduke, Rev Casino Earl oder Beep Beep, den man später als Dr. MONOKROME kennen wird. Woods selbst, der schon viele Orte seine Heimat nannte (Washington D.C., Zimbabwe, Jamaica), residiert derzeit in Maryland. Was er auf diesem Album bietet, ist so vielseitig wie seine Aufenthaltsorte und gleichzeitig ähnlich exotisch. Wieso lässt man es Woods nicht selbst in Worte fassen: "I take great pains not to sound like you lames". Da kann man ihn beim Wort nehmen. War "Camouflage" noch sehr an den politischen Geschehnissen seiner Zeit orientiert, so scheint Woods auf "The Chalice" seine Gedanken, neben den weiterhin vorhandenen ernsten Themen, oft durch sehr abstrakte Sphären ziehen zu lassen. Laut Eigenaussage sind seine Rhymes nicht immer so ernst zu nehmen, wie das manche Hörer tun. Doch zurück zur Andersartigkeit der Scheibe. Die offenbart sich schon in der Aufmachung der CD: Das bunte Cover ist da noch der gewöhnlichste Teil - Back-Cover und Inlay legen keinen Wert auf geregelte Groß- und Kleinschreibung, Satzzeichen sind überflüssig, die Suche in den Producer-Credits wird zum Abenteuer. Ähnlich verhält es sich mit der Musik, die beim ersten Hören reichlich unübersichtlich klingt. Nach einiger Zeit offenbaren sich die Strukturen des Albums: Der rote Faden sind die Electro-lastigen Produktionen, die - ganz gleich von welchem Schuster - mit eigenwilligen und minimalistischen Drumlines ausgestattet wurden, auf die neben den Electro-Gebilden auch ausgefallene Samples und Ideen Einfluss nehmen - wie beispielsweise das im locker-karibischen Gewand aufspielende "CJ's". Ganz groß punkten können die Momente, in denen Woods tonnenschwere Melancholie vor sich herwälzt. "Pit & The Pendulum" ist hier zu nennen, das langsam und trostlos in sich hineinlamentiert. Und mit jemandem wie dem dauerhaft depressiven Vordul Mega hätte Woods auch keinen besseren Gast wählen können. Woods selbst ist keiner der besten Rapper wenn es um Technik geht, doch mit seiner druckvoll-markanten, tiefen Stimme bedient er sich eines eigenwilligen Flows, der seinen Worten einen ganz besonderen Ausdruck verleiht und ihn letztendlich doch zu einem rappenden Highlight macht. Unter sämtlichen genannten Gegebenheiten entfaltet das Album eine herrliche Kantigkeit. Neben abstrakten Auswüchsen wie "Damage" oder dem scharfen "Mind Control" gibt es auch leicht verdauliche Kost: "Sativa / Stillife" mutet im Album wie ein Lichtstrahl an. Priviledge, mit dem Woods später die Super Chron Flight Brothers bilden wird, schaut u.a. im Kopfnicker "Blowout" vorbei, wohingegen die zukünftig als Mighty Joseph auflaufenden Vast Aire und Karniege im fast schon zu abgedrehten "Drinks" ins Studio geladen werden. Bereits auf die spätere Reavers-Kollabo hinweisende Czars-Connections treten in Form eines Kong-Features zutage, das im gefühlvollen "Cross My Heart" auch äußerst hörenswert verläuft. Schließlich muss noch der abschließende Track Erwähnung finden: "Vacationland" trägt kiloweise Schwermut in sich und ruft mit Thrill Gates einen Künstler auf den Plan, der sich mit seinen nahezu wehklagenden Raps perfekt für solche Songs eignet.

"The Chalice" gehört zu jener Sorte Alben, die man nach dem ersten und zweiten Durchhören beiseite legt und als nicht sonderlich hörenswert abstempelt. Nach intensivem Hören jedoch wird die Scheibe ihre Qualität und ihren Facettenreichtum preisgeben. Billy Woods verfügt über einen einzigartigen Rapstil, mit dem er in der dichten Atmosphäre dieses Albums erfolgreich operiert. An dieser Stelle Vergleiche zu anderen Alben zu ziehen fällt schwer. "The Chalice" ist ein wenig Cannibal Ox, doch weitaus mehr ist es eigen, es ist Backwoodz und es ist einer der Gründe, warum sich das Suchen nach Silberlingen aus dem Underground lohnt. Denn eines ist gewiss: HipHop braucht mehr Künstler wie Billy Woods, welche die Eier besitzen, ein unangepasstes und eigenständiges Album wie dieses hier aufzunehmen.

7.7 / 10

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