Samstag, 13. Februar 2010

Dreddy Kruger - Presents... Think Differently Music: Wu-Tang Meets The Indie Culture


Release Date:
18. Oktober 2005

Label:
Think Differently Music (Babygrande Records)

Tracklist:
01. Introduction
02. Lyrical Swords (Feat. GZA & Ras Kass)
03. Slow Blues (Feat. Vast Aire, Timbo King, Prodigal Sunn & Byata)
04. Still Grimey (Feat. Sean Price, U-God, C-Rayz Walz & Prodigal Sunn)
05. Skit
06. Think Differently (Feat. Casual, Rock Marciano, Vordul Mega & Tragedy Khadafi)
07. Infomercial #1 (Feat. Jim Jarmusch)
08. Biochemical Equation (Feat. RZA & MF Doom)
09. O.D.B. Tribute (Feat. DJ Noize)
10. Fragments (Feat. Del The Funky Homosapien)
11. Intermission
12. Street Corners (Feat. Bronze Nazareth, Solomon Childs & Byata)
13. Listen (Feat. Littles, Khalid & Planet Asia)
14. Infomercial #2 (Feat. Jim Jarmusch)
15. Verses (Feat. La The Darkman, Scaramanga Shallah, Ras Kass & GZA)
16. Preservation (Feat. Aesop Rock & Del The Funky Homosapien)
17. Cars On The Interstate (Feat. C.C.F. Division)
18. Give It Up (Feat. J-Live & R.A. The Rugged Man)
19. Black Dawn (Feat. Bronze Nazareth)

Review:
Compilations gibt es genügend im HipHop. Was Dreddy Kruger hier auf die Beine gestellt hat, darf jedoch ruhig als besonders bezeichnet werden. Als Mitglied der Royal Fam ist er schon sehr lange im Umfeld des Clans aktiv. Der Beweggrund für dieses Projekt war wohl der Verdruss über den Verfall und die Lieblosigkeit, die im HipHop vorherrschen. Zudem füllt dieses Album eine Lücke im HipHop, die eigentlich gar nicht existieren sollte und die sich in der Tatsache begründet, dass der Clan und sein Umfeld meist unter sich bleiben. Bezeichnend ist auch der Name, der zugleich Dreddy's Sublabel unter Babygrande vorstellt: "Think Differently" - Wenn Wu-Tang auf den US-Underground trifft.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
14 Songs, fünf Interludes bzw. (Instrumental-)Skits. Eine Gästeliste, die dem Ostküsten-Liebhaber das Herz höher schlagen lassen wird. Das Gerüst dieses Albums ist mehr als vielversprechend. Der größte Bonus, der auch über das Album hinweg den Großteil der Last trägt, wurde jedoch noch gar nicht genannt: Bronze Nazareth, der hier erstmals in größerem Ausmaß in Erscheinung tritt. Neun der 14 Songs werden von ihm produziert, und das in der signifikanten Art, die ihm hier seine ersten Lorbeeren einbringt und ihn später auszeichnen wird: dem Wu-Sound sehr nahe und trotzdem mit einer stark und gut duftenden Eigennote, die sich vor allem durch soulige Voice-Samples auszeichnet. Ein weiterer Beatschmied ist Preservation, der sich im Stil nur geringfügig von Bronze unterscheidet. So richtet sich prinzipiell die komplette CD am beschriebenen Sound aus. Das beginnt im Instrumental-Intro mit einer sich wunderbar aufbauenden Atmosphäre und erreicht in "Lyrical Swords" bereits seinen ersten Gipfel, von dem aus zwei Großmeister des Genres ihre Reime spucken. GZA und Ras Kass; eine feine Kombo, die von einem Brecher eines Beats gesegnet wird und sich anscheinend so gut versteht, dass sie noch ein zweites Mal aufspielt - und zwar zusammen mit LA The Darkman und Scaramanga (alias Sir Menelik) auf dem von DJ Noize genial produzierten "Verses", der bisher besten Umsetzung des vielverwendeten Al Green-Samples. Wer dieses monumental gut flowende Quartett vorbeiziehen lässt, der hat noch eine ganze Palette an weiteren Tracks, die es in sich haben, vor sich. Das Bassdrum-starke "Biochemical Equation" breitet vor RZA und Doom einen Streicherteppich aus, der den zwei Zugpferden der Compilation würdig ist. Die Genialität, die dem streichergeführten Beat von "Street Corners" innewohnt, ist schwer in Worte zu fassen. Da sollte es niemanden verwundern, dass ebenjener Beat von Masta Killa ein Jahr später erneut beansprucht werden wird. Noch unerwähnt sind die Skits, die am besten zitiert werden:

"Don't think. FEEL. It is like a finger pointing away to the moon. Don't concentrate on the finger or you will miss all that heavenly glory. Do you understand? Never take your eyes off your opponent... even when you bow."

"Music creates order out of chaos: for rhythm imposes unanimity upon the divergent, melody imposes continuity upon the disjointed, and harmony imposes compatibility upon the incongruous. Yehudi Menuhin."

"It's easy to play any musical instrument: all you have to do is touch the right key at the right time and the instrument will play itself. J.S. Bach"
Während Ersteres ein Sample aus Bruce Lee's "Enter The Dragon" ist, werden die beiden letzten Zitate von Regisseur Jim Jarmusch und seiner wohlklingend-tiefen Stimme vorgetragen werden. Mit diesen Mitteln wird dem Album die notwendige Seele eingehaucht, die es von einer plumpen Aneinanderreihung von Tracks abhebt (dass die "Intermission" später als ganzer Track, nämlich "King Toast Queen", u.a. mit U-God und Masta Killa, wiederzufinden sein wird, sollte für sich sprechen). Um noch einigen weiteren Anspielpunkten die Ehre zu erweisen: "Slow Blues" gerät trotz bretternder E-Gitarre und Synthesizer sehr zurückgelehnt, während der nächste Übertrack, "Think Differently", erneut ein Quartett der Extraklasse auf den Plan ruft: QB-Legende Tragedy, Hieroglyphic Casual, UN-Kopf Roc Marciano und Can Ox-Düsterstimme Vordul Mega stanzen ein Denkmal eines Songs in dieses Album ein - wobei wieder ein umwerfender Beat von Bronze die Grundlage bildet. Einziger Aussetzer der Platte ist Del's "Fragments", das mit nervtötendem Halbgesang schon nach einer Minute unerträglich wird. Selbst das vom Stil her anders gesinnte und von Mathematics produzierte "Cars On The Interstate" lässt sich gut hören, ebenso wie DJ Noize's Tribut an ODB, während über Zusammenkünfte von Del und Aesop Rock bzw. dem Rugged Man und J-Live nicht viel gesagt werden muss. Den Abschluss schließlich gibt Bronze Nazareth selbst, nämlich im brilliant soulig-melancholischen "Back Down".

Im Zuge des "Wu-Tang Meets Indie" fehlen hier sowohl von Seite des gutbürgerlichen Undergrounds als auch von Seite des Clans plus Umfeld durchaus eine ganze Reihe an Namen - doch man kann ein solches Album auch nicht beliebig vollstopfen, weswegen Dreddy's Auswahl als gelungen zu bezeichnen ist. Auch die Tatsache, dass auf manchen Tracks gar keine Wu-Acts das Mic in der Hand halten, stört wenig. Letztendlich ist diese Compilation ein Album, das sein Wu-Logo zurecht trägt und auch sonst zu den besten Veröffentlichungen seines Jahrgangs zu zählen ist - nicht zuletzt, weil dank Bronze Nazareth frische Luft Einzug in die Kammern des Wu-Tang Klosters hält.

8.1 / 10

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