Freitag, 12. Februar 2010

Bronze Nazareth - The Great Migration


Release Date:
23. Mai 2006

Label:
Think Differently Music Group / Babygrande Records

Tracklist:
01. In The Beginning (Intro)
02. The Pain
03. More Than Gold (Feat. Timbo King)
04. Killa Beez Attack (Skit)
05. The Bronzeman (Feat. Killa Sin)
06. One Plan (Feat. Byata)
07. Instrumental Interlude
08. Stolen Van Gogh
09. 5th Chamber (Feat. Prodigal Sunn, 12 O'Clock & Sean Price)
10. Stupid Fucking White Man (Skit)
11. Good Morning (A Nice Hell)
12. Rare Breed (Feat. Phillie)
13. Hear What I Say!
14. Black Royalty
15. Detroit (Feat. Kevlaar 7 & Phillie)
16. $ (AKA Cash Rule)
17. Poem Burial Ground
18. The Great Migration
19. Bronze Halls (Outro)

Review:
Es gibt viele Gründe, warum das Markenzeichen Wu-Tang auch heute noch äußerst relevant ist. Das liegt unter anderem daran, dass immer wieder neue Künstler im Pool der Killa Beez auftauchen und mit ihren Alben dem Vermächtnis dieser Institution ein weiteres Stück hinzufügen. Bronze Nazareth ist ein solcher Fall. Wohnhaft in Detroit, entdeckt vom RZA und aufgenommen in die Inhouse-Producer-Riege der Wu-Elements, tritt der Producer/MC erstmals 2005 auf "Wu-Tang Meets The Indie Culture" groß ins Rampenlicht, da er dort den Großteil der Produktion beisteuert. Auf jenem Label, dem Babygrande-Imprint Think Differently, erscheint ein Jahr später dann sein Solodebüt, "The Great Migration".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Schon Dreddy Kruder's "Wu-Tang Meets Indie" konnte äußerst positive Kritiken einfahren. Und was Bronze bzgl. guter Produktionen dort begonnen hat, wird hier fortgesetzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Mitgliedern der Wu-Elements wird man bei Bronze die harte Schiene, ein Markenzeichen von Wu-Tang, nicht finden. Herr Nazareth verschafft sich seine Wu-Berechtigung anders - liebevolle Sample-Arbeiten und die typischen Rezepte der Wu-Tang-Küche, verpackt in den charakteristischen Sound, den sich Bronze angeeignet hat. Er ist also nicht mit der schwergerüsteten Killarmy zu vergleichen, vielmehr ist er ein sehr ruhiger Zeitgenosse, der seine Weisheiten in bedächtigem Tonfall an dem Mann bringt. Sehr zugute kommt ihm dabei seine tiefe Stimme. Auch wenn Bronze, wie so vielen anderen Producern auch, ein Defizit am Mikrofon nachgesagt wird, sollte man sich selbst ein Bild seiner Fähigkeiten machen, was dann unweigerlich zu dem Schluss führt, dass solche Behauptungen unhaltbar sind. Bronze ist ein Poet, dessen abstrakte verbale Spaziergänge schwer unterhaltend sind. Auch die Skillz sind mehr als nur ausreichend. Bei all dieser Rechtfertigung seiner Emcee-Kompetenzen sollte jedoch nicht vergessen werden, dass seine Produktionen von ihm selbst oft in den Mittelpunkt gerückt werden - und das nicht, um besagte nichtexistente Unzulänglichkeiten zu kaschieren, sondern einfach, weil diese Instrumentals so verdammt gut sind. Die Samples, die Bronze ausgräbt, hauchen dem Album ein warmes Innenleben ein, das durch und durch von Soul durchsetzt ist. Voice-Samples kommen zu mannigfachem Einsatz und tragen zum Wu-Charakter der Scheibe bei. Schließlich finden sich jedoch immer die für Bronze typischen, gut bekömmlichen und kräftigen Drumlines. Als Kombination wirkt jeder Song unglaublich lebendig und gesättigt. Es vollzieht sich ein fliegender Wechsel in puncto Tempo und Thematik, der durch einige Interludes vervollständigt wird. So folgt dem Streicher-dominierten "Stolen Van Gogh" das relativ raue "5th Chamber", in dem Bronze neben einer beachtlichen Besetzung eine gute Figur abgibt. Sehr eigenwillig ertönt "Black Royalty, in dem die Drumline zugunsten der, den Song gänzlich ausfüllenden, Trompeten in den Hintergrund tritt. Der Beginn des Albums wird mit "The Pain" vollzogen, das als erster Höhepunkt mit viel Kraft einrollt und durch sein anfängliches Audio-Chaos wie eine soulige Ausführung von Wu-Tang's "In The Hood" anmutet. Zusammen mit der Russin Byata wird im Liebeslied "One Plan" groß aufgespielt, in "Good Morning (Nice Hell)" lässt Bronze es sich nicht nehmen, des Sample von David McCallum fast unverändert zu belassen und dem großartigen Stück Musik seine Gedanken in sehr unaufdringlicher Form aufzusetzen. "Hear What I Say!" mischt die Reagenzien zu einem erneuten gefühlvollen Beat-Diamanten, der zusammen mit Bronze's humorgetränkten Zeilen an die Mainstream-Belegschaft voll aufblüht. Ein bisher noch unerwähntes Highlight findet sich in "The Bronzeman", das sich glücklich schätzen kann, auf einem der besten Instrumentals seines Jahrgangs zu basieren. Wie hier die saftigen Drums mit den aufsitzenden Streichern kopulieren spricht eindeutig für Bronze's Fähigkeiten. 45 Sekunden spielt das Instrumental vor sich hin, um eine ungemeine Spannung aufzubauen, die auf Bronze's Einsatz hinausläft. Es folgen zwei Minuten großartigen Raps, keine Hook und krönend der bärenstarke Auftritt von Killarmy-Scharfschütze Killa Sin. Nach 50 Minuten schließt das "Bronze Halls" Outro als hinreißend gutes Instrumental dieses Album ab.

Was Bronze Nazareth hier abliefert, sollte eigentlich über jeden Zweifel erhaben sein. Die Produktionen sind seit langem (und zwar nicht nur im Hause Wu-Tang) eine gekonnte Reminiszenz an alte Großtaten, wobei hier genügend Eigeninitiative schlummert, um auch auf voller Spielzeit immer fesselnd zu sein. Bronze soll ein mittelmäßiger bis langweiliger MC sein, dessen Flow zu unaufregend ist? Wer das behauptet, hat recht wenig von diesem Album verstanden. Natürlich wäre die Scheibe, trotz Bronze's Fähigkeiten, mit Raps des Wu-Tang Clans ein lyrisch anderes Kaliber geworden. Doch dann wäre dieser heimelige Charakter verloren gegangen, dieses funktionierende Verhältnis zwischen Rhymes und Beats, in dem Zweitere immer genug Platz bekommen. "The Great Migration" passt so, wie es ist und sollte für Liebhaber dieser Art HipHop eines, wenn nicht DAS beste Album des Jahres 2006 sein.

9.0 / 10

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