Freitag, 12. Februar 2010

Cormega - The Realness


Release Date:
24. Juli 2001

Label:
Legal Hustle Entertainment / Landspeed Records

Tracklist:
01. Dramatic Entrance
02. American Beauty
03. Thun & Kicko (Feat. Prodigy)
04. The Saga
05. R U My Nigga?
06. Unforgiven
07. Fallen Soldiers
08. Glory Days
09. Rap's A Hustle
10. Get Out My Way
11. You Don't Want It
12. 5 For 40
13. They Forced My Hand (Feat. Tragedy Khadafi)
14. Fallen Soldiers (Remix)

Review:
Von den Queensbridge-Helden der Neunziger gibt es nicht mehr viele, die sich ihren Ruhm bis zum heutigen Tag erhalten haben. Cormega allerdings hat auch heute noch so viel Respekt in den Taschen, dass ihm die Nähte zu reißen drohen. Die Verantwortung hierfür tragen mitunter seine ersten Alben, die wesentlich zum respektierten QB-Sound beigetragen haben. Da sein Album "The Testament" mit Def Jam gecancelt wurde, ist es erst 2001 "The Realness", das über Landspeed erscheint und das Debüt von Cory McKay darstellt. Und wenn jemand diesen Titel wählen darf, dann ist es Mega.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Im Gegensatz zu einem Tragedy Khadafi war Cormega nie besonders politisch ausgerichtet, sondern ist eher bei den anderen QB-Kollegen einzuordnen, die den Alltag und dessen Missstände in ihren Lyrics widerspiegeln. Bei den Produzenten findet man neben einigen Schwergewichten auch unbekannte Namen. Ayatollah, J-Love, Alchemist, Godfather Don und der spätere Sha Money XL als Sha-Self sind die Namenhaften und versprechen gemäßigten, doch sehr guten QB-Sound. Wenn Hav mit dem Beat und Prodigy mit einem Packen Rhymes vorbeischauen, kann sowieso wenig schiefgehn. Zumal sich Havoc in "Thun & Kicko" eher am rohen, puren Sound früherer Tage orientiert und nicht an jenem, den es noch im gleichen Jahr auf "Infamy" zu hören geben wird. Ansonsten bewegt sich Cormega im bekannten Street-Gefilde, das von soulful bis zu trocken und düster reicht. Auch wenn er dabei, wie jeder andere auch, von guten Produktionen abhängig ist, gehört Mega doch zu jener Kategorie, die einen solch hohen Wiedererkennungswert und eine entsprechend prägnante Persönlichkeit haben, um sich in jeder Situation der Aufmerksamkeit der Hörer sicher zu sein. Dazu kommt seine sehr geschmeidige Stimme, die Tracks wie das sanfte und doch druckvolle "Dramatic Entrance" zum reinsten Genuss macht. Wie sicherlich die meisten wissen, fühlt sich Cormega in dieser Beat-Umgebung am wohlsten, was auf dem ein Jahr später folgenden Album überdeutlich werden soll. Auch "The Realness" beinhaltet weitere solcher Stücke: "Glory Days" profitiert von verhaltenem Streicherteppich und schummrigem Voice-Sample, "The Saga" schlägt in dieselbe Kerbe. Dass Cormega in seinen Raps vornehmlich Verrat und das harte Straßenleben abhandelt, ist bei einer Vergangenheit als Hustler, seinen ersten Label-Erfahrungen und der ganzen Firm-Geschichte (seiner ursprünglichen Aufstellung in Nas' Supergruppe, dem Kick und dem Ersatz durch Nature) kein Wunder. "R U My Ni**a?" fragt er sich, während er über das Instrumental so elegant flowt, als bestünde es aus Porzellan.

"Ask yourself, am I your man
Would I die for you or by your hand
If I go broke, would you divide your grand, put me in your plans
Hold me down with your heat if my shit jams
"
Es werden keine großen Transferleistungen vom Hörer verlangt, Mega rappt, was ihn bewegt - was in keinester Weise mit einem abwerten Beigeschmack aufgefasst werden darf, denn der Mann am Mic macht seinen Job außerordentlich gut. In "Fallen Soldiers" wird den Verstorbenen gedacht, in "American Beauty" wird das Genre wieder einmal personifiziert (und ist natürlich weiblich). Neben einem kurzen Acapella-Interlude, von dessen Sorte sich auch auf seinen anderen Alben Vertreter finden, zeigt Mega, dass er auch mit allen anderen Situationen, die ihm seine Produzenten vorsetzen, fertig wird. Godfather Don schickt aus seiner Schmiede ein kostbares Juwel ("You Don't Want It"), das dem Eastcoast-Fan mit einer simplen Piano-Line das Herz aufgehen lässt. "Unforgiven" tut sich als düsterste Nummer hervor, während "Get Out Of My Way" als einziger großspuriger, pompöser Representer mit seinen Fanfaren ebenfalls bestens funktioniert. Als eines der absoluten Highlights zu nennen ist "They Forced My Hand", das auch auf Tragedy's Album zu finden ist - ein Klassiker, zu dem es nichts mehr hinzuzufügen gibt.

Auf der einen Seite ist es natürlich schade, dass Cormega erst dann anfing, seine Alben zu veröffentlichen, als sich die Rap-Aktie der Queensbridge bereits in der bis heute andauernden Rezession festgefahren hatte. Andererseits zeigt gerade die Stärke von "The Realness" auch das Können dieses Artists, der sich seinen Respekt und auch die berechtigte Wahl seines Albumtitels mehr als nur verdient hat. Cormega der Straßenpoet hat den richtigen Riecher bei seinen Instrumentals und stellt somit ein Album auf die Beine, das nicht nur für QB-Fans ein Muss ist. "The Realness" ist ein sehr starkes und vor allem herrlich unverwässertes Album - und zwar nicht nur im Bezug auf auf den Jahrgang 2001.

8.0 / 10

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