Freitag, 12. Februar 2010

Cyne - Evolution Fight


Release Date:
29. August 2005 (D) / 05. September 2005 (US)

Label:
City Centre Offices

Tracklist:
01. Plight About Now
02. Soapbox
03. Evolution Fight
04. Haze
05. Rousseau (Feat. Rico Suave)
06. Fuck America
07. Growing (Feat. Lula Dawit)
08. Rappin'
09. Automaton
10. Arrow Of God
11. Running Water
12. Up Above
13. Deferred
14. Moonlight

Review:
Im Jahr 2008 konnten Cyne mit ihrem Doppelschlag ihrem Bekanntheitsgrad einen erheblichen Schub nach oben versetzen. Davor waren sie mit einigen EPs und zwei Alben eher ein Geheimtipp. Doch bereits mit ihren früheren Releases konnte die große, in Gainesville, Florida hausende Alternative zum platten Miami-Sound nur Lob einfahren. Nachdem "Time Being" die Erzeugnisse der ersten Jahre zusammengefasst hat, ist "Evolution Fight" im Jahr 2005 der zweite Longplayer von Akin, Cise Star, Enoch und Speck, der den bereits auf die Beine gestellten eigenen Sound weiter manifestieren soll.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Was bei Cyne seit jeher einzigartig war, ist die Dynamik, die diesem Quartett innewohnt. Enoch und Speck sind die Dirigenten im Hintergrund, die den Sound des Albums zusammenstellen, während Akin und Cise Star am Mic ihren Teil beitragen. Cyne gehen dabei immer mit einer unbelasteten Leichtigkeit ans Werk, die einerseits das Markenzeichen ihres Sounds ist und die es andererseits auf ganzer Linie unnötig macht, hektische oder gar aggressive Töne anzuschlagen. Deshalb findet man solche Songs bei Cyne in der Regel nicht. Es läge auch nicht in der Natur der beiden Emcees, sich diesem Stil zu verschreiben: Cise Star nennt eine äußerst gewöhnliche und leicht helle Stimme sein Eigen, die seinen Raps immer einen leicht heiteren Ton verleiht. Als Ergänzung agiert Akin, dessen Stimme tiefer angesiedelt ist und der in seiner ergreifenden und bedächtigen Art entweder seinen Partner komplettiert oder aber einem Song eine ganz eigene, oft sehr schwermütige Note verleiht. Unter diesen Voraussetzungen machen sich Cyne also ans Werk, unsere "New Experience" zu kultivieren. Und eines muss man gleich zu Beginn eingestehen: "Plight About Now" ist der Prototyp eines Einstiegstracks, der leicht von den Percussions Femi Kako-Addies geprägt wird und mit den einsetzenden Trompetenklängen eine schön ansteigende Treppe zur Plattform, auf der dieses Album residiert, bietet. Mit den ersten Rhymes von Akin ist klar, wo der lyrische Schwerpunkt dieses Albums liegt. Cyne setzen sich vornehmlich mit den Missständen der eigenen Gesellschaft auseinander, wobei die Scheuklappen des Einzelnen aus einer unteren sozialen Schicht abgenommen werden und das große Ganze betrachtet wird. Dazu servieren Enoch und Speck Feel-Good-Music, wie man sie besser kaum findet. Was sehr paradox und unpassend klingt, funktioniert bestens - auf zwei Ebenen, denn man kann dieses Album genießen, egal ob man auf die Texte achtet oder nicht. Die Beats sind einzuteilen in sehr ruhige und introvertierte Nummern, die meist Akin minimal besser zu Gesicht stehen, und in die eigentlichen Highlights, die federleicht zusammengesetzten und trotzdem unheimlich kraftvoll wirkenden Kopfnicker, auf denen wiederum Cise Star ein wenig besser klingt. In die erste Sparte fallen zum Beispiel der Titeltrack "Evolution Fight" und "Rousseau", die beide sehr langsam gehalten sind und somit das Tempo aus dem Album herausnehmen. Auch "Rappin'" gehört mit gefühlvollem Klaviereinsatz zu dieser Klasse, ebenso wie das von Cise an seine Mutter gerichtete "Up Above". Durch die Einteilung der Instrumentals lässt sich ein sehr gut umgesetztes Wechselspiel zwischen den verschiedenen Songs beobachten, wie beispielsweise, wenn der schon erwähnte Titeltrack vom großartigen "Haze" abgelöst wird, das am trefflichsten als musikalischer Sonnenschein umschrieben werden kann. Nichts anderes gilt für "Soapbox", das mit gelooptem Voice-Sample bestückte "Automaton" oder das elegante "Moonlight" - die gute Laune, die Enoch und Speck hier heraufbeschwören, ist unbezahlbar. Nicht unerwähnt bleiben darf "Arrow Of God", das als Kombination der Essenzen dieses Albums und als bester Beitrag der zwei Produzenten auch das absolute Highlight der Scheibe markiert. Zudem gehören Akins Ausführungen über Fragen der Transzendenz und der Ewigkeit zum Besten, was die Platte auf lyrischer Ebene zu bieten hat:



"Celebrate life and death in the same vein
And those that are gone I mourn but it's from pain
Live and let die, some thoughts I been thinking bout
Not fascinated by death, but just hear me out
Live and let die, see you in the whirlwind
Grandmother, see you soon when my world end
[...]
See I ain't like y'all, I don't read much
Biblical words ain't shit, fuck Jesus
I just live now, perhaps regret later
Don't call me atheist, I do believe that God's greater
"


Natürlich ist auch auf diesem Album nicht alles perfekt. "Fuck America" kann mit seinem durchschnittlichen Beat die Erwartungen des Titels leider nicht erfüllen. Das war jedoch auch schon der einzige ernsthafte Kritikpunkt. Mit "Running Water" brechen Cyne dann aus ihrem gewöhnlichen Schema aus und erzeugen eine nahezu dissonante Atmosphäre, die jedoch trotzdem sehr gut funktioniert und für einen sehr markanten Anspielpunkt sorgt, von dem ich persönlich froh bin, dass er es auf's Album geschafft hat.

Mit "Evolution Fight" fügen Cyne ihrem ganz eigenen Sound-Universum ein weiteres Puzzle-Teil hinzu. Dass dabei größtenteils auf Hilfe verzichtet wurde, ist nur gutzuheißen, denn benötigt wird diese ganz sicherlich nicht. Erstaunlich ist es bei jedem Track aufs Neue, wie wunderbar die Produktionen mit den beiden Herren am Mic harmonieren. Und auch wenn dieses Album als Einheit nicht perfekt ist, so verdienen Cyne doch Respekt dafür, wie unbekümmert sie ihr eigenes Ding durchziehen. Dieses Album sollte für jeden Non-Gangsta-Sammler mehr als nur interessant sein.

7.7 / 10

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