Freitag, 12. Februar 2010

Havoc - Hidden Files


Release Date:
24. Februar 2009

Label:
E1 Music

Tracklist:
01. Can't Get Touched
02. I Clap'Em Up
03. Watch Me (Feat. Ricky Blaze)
04. Heart Of The Grind
05. You Treated Me (Feat. Cassidy)
06. My Life
07. That's My Word
08. The Hustler
09. The Millennium
10. Walk Wit Me
11. On A Mission (Feat. Prodigy)
12. This Is Where It's At (Feat. Big Noyd)
13. Don't Knock It Til You Try It
14. Tell Me More (Feat. Sonyae Elyse)

Review:
Havoc-Solo die Zweite. Es ist generell erstaunlich, dass die eine Hälfte des legendären Duos Mobb Deep bis zum Jahr 2007 braucht, um ein Solo-Werk zu veröffentlichen, damals noch über Nature Sounds. Sein einsitzender Kollege Prodigy hatte bis zum Ende 2008 vier Alben im Kasten. Da hat Hav natürlich Einiges nachzuholen. Angefangen wird mit diesem Release. Wenn auch noch immer im Liebeskontrakt mit der G-Unit, darf sich der Producer und Emcee auf KOCH Records mit eigenen Projekten austoben. KOCH wird zu E1 Music, an dem Release des neuen Albums ändert das jedoch nichts: "Hidden Files" heißt die Scheibe, mit der den QB-Fans neues Futter serviert werden soll.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Man will es gar nicht verschweigen: "The Kush" war für den Mann, der zwei Klassiker produziert hat, ein Armutszeugnis. Zu allem Überfluss hebt sich "Hidden Files" auf den ersten Blick keineswegs von seinem Vorgänger ab: ein nichtssagendes Cover, ausgelutschte Track-Titel und die kleine Handvoll Standard-Features, die niemanden überraschen. Die schlechte Vorahnung, mit der man hier zur Tat schreitet, bestätigt sich sehr schnell in bitterer Art und Weise. Wo soll man anfangen? Vielleicht das Schlimmste zuerst: Die Single "Watch Me" entzieht sich jeder Beschreibung: Mit T-Pain-Verschnitt Ricky Blaze (und somit natürlich Auto-Tune) im Chorus wäre der Song von einen x-beliebigen Artist schon eine Qual, tut bei jemandem wie Havoc jedoch gleich doppelt weh. Noch bevor man diese Anspielstation erreicht hat fällt auf: Havoc hat nicht besonders viel zu sagen. Seit den frühesten Tagen hat sich das Themenspektrum keinen Nanometer verschoben: Immer noch strampelt man im "Heart Of The Grind" mit Dollarbündeln als das große Ziel vor Augen. Das war früher noch gut hörbar, aber wenn man zum zehnten Mal dasselbe sagt, dann macht sich eben auch in den abgedroschenen Formulierungen ein Qualitätsabfall bemerkbar. Doch nicht nur die Texte klingen uninspiriert - auch die Beats erinnern viel zu sehr an "The Kush": Wie die Audiobeilage zu einem allumfassenden Report über den Niedergang des Ostküsten-Sounds in der HipHop-Oberschicht muten diese Instrumentals an. Und wenn dann mal, wie in "Can't Get Touched", die Produktion in Ordnung geht (doch bei weitem noch kein Highlight darstellt), dann leistet Havoc mit einer selten bildungsarmen Hook einen guten Beitrag, um den Hörer zur Skip-Taste zu verleiten. Die größten Strecken des Albums ergehen sich allerdings in gähnender Unbedeutsamkeit, die es unmöglich für den Hörer macht, auf Dauer etwas von diesem Album zu behalten. Da bildet auch das Auflaufen von Prodigy in "On A Mission" keine Ausnahme. Weiterhin bringen weder Big Noyd noch Cassidy frischen Wind, wobei "You Treated Me" wenigstens noch einen akzeptablen Beat zur Grundlage hat. "One gun, two gun, three gun, four / So many of 'em, niggas still want more / Niggas talk drama but they don't want war / My mouth watered when that line get crossed / Untimely lost" - bei solchem Gefasel überlebt "I Clap 'Em Up" keine Minute. Ausgelutschte Streicher in "My Life", lahmer Piano-Einsatz in "The Hustler" und unpassende Hektik inklusive Zuckerwatten-Hook in "Tell Me More" - man ist heilfroh, wenn man dieses Album verlässt.

Anstatt aufzuzählen, wo bei diesem Album die Mängel liegen, beschäftigt man sich lieber gleich mit den positiven Eindrücken: Die gehen nämlich schlafwandlerisch sicher gegen Null. Havoc stellte seit jeher bei den Raps die eindeutig schwache Hälfte des Mobb dar, doch die lyrischen Gute-Nacht-Geschichten dieses Albums bewegen sich definitiv unter seinem Niveau. Zumindest unter seinem früheren. Denn da auch bei den Produktionen extreme Abstriche gemacht werden müssen, liegt die Vermutung nahe, dass Hav inzwischen einfach abgebaut hat. Wer sich selbst etwas Gutes tun will, der sollte um dieses Album einen Bogen machen und sich sein positives Bild von Havoc (sofern nicht schon zerstört) erhalten - diese 45 Minuten sind trostlos und weggeworfen.

2.9 / 10

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