Freitag, 12. Februar 2010

Melodious Monk - HYMNS (EP)


Release Date:
19. Februar 2009

Label:
Open Words

Tracklist:
01. Hymns
02. Freedom Song (Feat. Karniege)
03. Cherish Today
04. Baptized
05. Sleep Walk
06. All About Me (Feat. Massive Jugganott)
07. Embrace
08. Private Parts (Don't Be Afraid To Tell Someone)

Review:
Auf der Suche nach unbekannten, vielsversprechenden Gesichtern im HipHop sollte man hier Halt machen. Melodious Monk ist bisher kaum in Erscheinung getreten, sein Umfeld spricht jedoch für sich: Produktionen auf Vast Aire's Soloalbum "Dueces Wild" und auf Mighty Joseph's "Empire State" zeigen die eine Seite dieses Künstlers, der sowohl Produzent als auch Rapper ist. Auf Access Immortal's "American Me" war er sogar mit einem gesungenen Beitrag unter seinem richtigen Namen, Nathaniel Roberts, vertreten. Den wenig beachteten Alben "Ghetto Blues" und "Guns" soll dieses Jahr ein weiteres folgen, "The Forbidden Drug". Doch bis es soweit ist, gibt es vorerst eine acht Track starke EP namens "HYMNS".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Für diese Veröffentlichung räumt der melodiöse Monk(ey) die Boards, auf dass sie sein Kollege ShelShock alias T1 besetzt. Dessen Beats wiederum waren auch schon auf einigen Scheiben im Cannibal Ox-Umfeld zu hören. Als Gäste lädt sich Monk die beiden Rapper Karniege und Massive Jugganott, die seinerzeit auch schon auf "Ghetto Blues" die einzigen Gastauftritte markierten. Nach einem genaueren Blick auf diese EP stellt sich heraus, dass ihr ein interessantes Konzept innewohnt. Acht "Hymnen" werden aneinandergereiht, in denen Melodious Monk, ohne sich irgendwelchen Illusionen hinzugeben, über Sorge, Trübsal und Schicksale, die sich in jedem Winkel der Menschheit als unbeantwortete Fragen offenbaren, berichtet. Als Zusammenfassung unzähliger, um Antwort suchender Gebete zeigt dieser Mönch, dass einige Umstände keine Antwort bzw. Lösung offenbaren und dass sie bei anderen schon in der Frage liegen. Wie man solche Thematik am besten unterlegt? Eine schwere Aufgabe, die ShelShock jedoch auf überraschende Simplizität heruntertransformiert. Es weht, erwartungsgemäß, BoomBap. ShelShock baut auf ein sehr ruhiges, wohlerwogen wirkendes Gerüst, das zwischen einem frischen Lufthauch und einer nüchternen Bedrücktheit variiert. Ersteres wird in "Baptized" angewandt, das mit seinem Bericht über die Armut und deren Folgen ("Kids grow up too fast / Streets educated them") in einigen (Stadt-)Teilen der Staaten inhaltlich einen krassen Kontrast bietet, in dem auch die Gleichgültigkeit des bürokratischen Systems adressiert wird. Mit einem melancholischen Klaviereinsatz ertönt "Cherish Today", das die Unberechenbarkeit des Lebens thematisiert und sich im Refrain gut selbst definiert: "And this could happen in one day, could be your last day / Forget Monday to Sunday / This could happen in one day, so cherish today". Der Opener "HYMNS" passt gut in die Rolle der Einleitung und gibt einen thematischen Überblick. Die Fähigkeiten Monk's offenbaren sich darin, dass er auch auf dieser EP nicht davor scheut, seine (sehr ansprechenden) Hooks selbst zu singen. "Freedom Song" verliert sein Konzept (u.a. dank Karniege) ein wenig aus den Augen, kann jedoch im Gesamtbild trotzdem kräftig punkten. Dass man im Leben auf sich gestellt ist, nimmt sich "About Me", das außerdem einen soliden (doch unspektakulären) Auftritt von Massive Jugganott beherbergt, zum Vorsatz. Anrührendes Glockenspiel begleitet "Embrace", während der letzte Track wieder ein heikles Thema anspricht: Um sexuellen Missbrauch aus der Sicht eines Fünfjährigen (bzw. später Siebenjährigen) geht es in "Private Parts": "Maybe it's me, but I feel funny inside / Don't wanna tell, so I hide, Momma thinks I'm shy / but I feel that if I let her know, I'd get in trouble like I'm tellin' a lie / So all I do is cry".

Im Endeffekt ist "HYMNS" klanglich keine Überraschung: ShelShock verrichtet gute Arbeit, scheint aber auch an keiner Stelle Wert darauf zu legen, aus bekannten Mustern auszubrechen. Hier muss man jedoch fragen: wofür auch? Die Harmonie zwischen Beats und Rhymes passt hervorragend, die in den Instrumentals transportierte Stimmung unterstützt die EP bestens. Melodious Monk beweist Tiefsinn, lyrisches Können und die Fähigkeit, zu singen. Für eine EP, für 23 Minuten Spieldauer, bietet "HYMNS" mehr Atmosphäre und mehr Inhalte als so manches Album; der Affenmönch garantiert kurzen, doch gehaltvollen Hörspaß, bei dem Skippen nie notwendig ist und der Lust auf das kommende Album macht.

6.6 / 10

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