Mittwoch, 10. Februar 2010

Prodigy - H.N.I.C. Pt. 2


Release Date:
22. April 2008

Label:
Voxonic Music

Tracklist:
01. Real Power Is People
02. The Life
03. Young Veterans
04. Illumanati
05. New Vitty
06. A,B,C's
07. Click Clack - (Feat. Twin Gambino)
08. Veterans Memorial Pt. 2
09. Field Marshal P - (Feat. Un Pacino)
10. 3 Stacks - (Feat. Twin Gambino)
11. When I See You
12. It's Nothing - (Feat. Big Noyd)
13. I Want Out - (Feat. Un Pacino & Havoc)
14. A,B,C's (Vox Spanish Remix Teaser) (Bonus)
15. Dirty New Yorker (Bonus)

Review:
Hier noch einmal den Werdegang von Mobb Deep zusammenzufassen, ist wohl überflüssig. Denn dieses Duo ist einer der wenigen Acts, zu denen wenig Erläuterung nötig ist. Selbiges gilt für Prodigy, die bekanntere Hälfte des Mobbs. Dieser veröffentlichte jedenfalls, sieben Jahre nach seinem Debüt-Album, im Jahre 2007 sein Streetalbum "Return Of The Mac", komplett produziert von The Alchemist, als Vorgeschmack auf dieses Werk hier. ROTM bekam erstaunliche viel positives Feedback, was nicht zuletzt an dem Fehlen von 50 Cent und seinen Gorillas gelegen haben mag, und schaufelte damit auch für "H.N.I.C. Pt. 2" einen kleinen Berg Erwartungen auf. Die Tatsachen, dass P zur Zeit der Veröffentlichung schon eine mehrjährige Haftstrafe absitzt und davor noch mächtig mit diversen Aussagen auf Blogs, etc. über sich Reden machte, dienen alle als perfekte Promo. Ebenso das Label Voxonic Music, von dem große Töne einer neuen Stimmübersetzungstechnologie gespuckt wurden, die "H.N.I.C. Pt. 2" in 1400 Sprachen erscheinen lassen sollte. Doch zurück zum Kern der Sache, am 22. April erscheint schließlich P's offizielles Sophomore Album.

Als das Cover ein paar Wochen vor Release auftauchte, dachte noch jeder an einen Fake. Denn das Wort, das einem hier bei einem weißen Cover mit zwölf Prodigy's, Spritzen, Dice und usw. durch den Kopf schießt, ist "abgefuckt". Doch ein hässliches Cover lässt sich bei entsprechender Musik ja verkraften. Für die Produktion sind zum Großteil der Alchemist und Sid Roams verantwortlich. Sid Roams? Ja, wer sie (noch) nicht kennt: unter anderem verantwortlich für Evidence's "Mr Slow Flow" und bekannt für einen markanten, wenig variablen Sound. Der wird auch gleich im Opener bestens präsentiert: "Real Power Is People", das mit einem sehr schnell nervenden Beat den Takt des Albums angibt. Rapper P, der die Zeit im Kittchen nutzen will, um viel zu lesen und sich zu bilden, gibt uns gleich mal einen Vorgeschmack seiner Knowledge: "Money's worthless, real power is people / Real strength is in the streets where everybody's equal / Fuck jewelry, fuck rims, let's spend on our protection / Get armor, get cameras, get with' it lil' nigga this man's shit". Ja, das klingt doch sehr vernünftig für einen Typen, der seine Seele für 50 lausige Cents verkauft hat, um dann in seinem fortgeschrittenen Rap-Alter noch ein paar Flocken einzuheimsen. Doch genug davon, schließlich ist auf dem ganzen Album kein 50 Cent, was man P schon sehr hoch anrechnen muss. Doch der Weg, den er hier einschlägt, ist deswegen keinesfalls der alte. Denn fast die komplette Produktion des Albums orientiert sich an dem, was man sonst nur von Sid Roams gewöhnt ist. Prodigy goes digital: die alten Elemente werden restlos entsorgt, um dem Hörer Synthies um die Ohren zu hauen. Auch The Alchemist geht in den nächsten drei von ihm produzierten Songs nach diesem Schema vor und serviert zuallererst "The Life", das sich in Kombination mit P's Stimme als gut hörbar erweist. Auch wenn Prodigy's Raps irgendwo zwischen 0815-Phrasen und Belanglosigkeit flattern - seine Stimme hat, wenn auch meilenweit vom Charisma der glorreichen Tage entfernt, etwas, dem man gerne zuhört. Das gilt auch für die Produktion in "Young Veterans", in dem Prodigy eindrucksvoll beweist, dass er anscheinend nichts mehr zu sagen hat: "Now we thirty-thou feet in the air / Getting head from a pretty face who ain't scared / To fuck with these G's and she happy that she did / Cause we turned out to be that shit that she felt / Baby on the real, all these lame niggas now the deal / My dudes give out the wounds that never heal".
 
WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wer sich in "Illuminati" ein wenig mehr Gehalt erwartet/erhofft (ganz gleich wie sinnvoll der sein mag), wird enttäuscht sein. Wieder passiert nicht viel, womit alle Verantwortung in Sachen Unterhaltungswert auf den Produzenten abgewälzt wird, der hier immer noch Alchemist heißt und keine Glanzleistung abliefert, weswegen man an dieser Stelle auch nicht groß verweilen muss und dann bei "New Yitty" landet, das etwas dunkler gerät und somit auch wieder gut. Doch die dem Album auf voller Länge oft bescheinigte düstere Atmosphäre gibt es nicht wirklich - Tracks wie die erste Single "A,B,C,'s" sind ganz einfach nur solide, sonst nichts. Kein wirklicher Banger, aber auch nicht schlecht. Ein wenig Abwechslung erfolgt mit den nächsten zwei Songs, wobei das im Falle "Click Clack" leider trotzdem keine Qualitätssteigerung mit sicht bringt. Allenfalls "Veteran's Memorial Pt. 2" entpuppt sich, als einziger Song des Albums von Streichern dominiert, als sehr stark und Part 1 fast ebenbürtig. Im Anschluss darf zum ersten Mal Havoc etwas beisteuern: "Field Marshal P" ist schlicht und schmucklos. Doch auch hier stellt sich deswegen kein richtig guter Track ein, man will Prodigy durchschütteln und ihn dazu anhalten, keine halben Sachen zu liefern. Doch sobald Sid Roams wieder das Steuer übernehmen und mit "3 Stacks" loslegen, ist man sogar über halbe Sachen froh, denn hier sieht man sich eindeutig mit dem schlechtesten Track der Scheibe konfrontiert. Gerade zu lächerlich, wie fehl am Platz Reibeisen Gambino auf dieses Geklimper wirkt. Doch dieser Tiefpunkt verheißt wenigstens einen nun folgenden Anstieg, der mit "When I See You" sehr gemächlich vonstatten geht und dann im gehetzten "It's Nothing" wieder bei guter Hörbarkeit angelangt ist. Big Noyd, Homie seit Tag Eins aus der Infamous Family, lässt es sich nicht nehmen, hier auch mal Hallo zu sagen. Die zweite Havoc-Produktion trägt den Titel "I Want Out" und beschert uns nicht nur ein relatives, sondern auch ein absolutes Maximum. Während sich Prodigy zum zweiten Mal auf diesem Album an seinen youtube-Views aufgeilt, stellt ihn sein Kollege Un Pacino mit einem hervorragenden ersten Part in den Schatten. Allein mit dem Titel hebt sich der Song auch thematisch vom Rest des Albums ab. Außerdem beweist Havoc, dass er immer noch als Producer relevant ist. Nach diesem starken letzten Track folgt noch das Bonus-Material. Da wäre zuerst der Vox Spanish Teaser zu "A,B,C's", der immerhin ein klein wenig der Ankündigungen bestätigt. Ob P auf Spanisch (oder auch in anderen Sprachen) wirklich hörenswert ist (abgesehen von einem deutschen Prodigy als unfreiwilligem Comedian), bleibt eine ganz andere Frage. "Dirty New Yorker" stammt vom GTA IV OST, geht auf ALC's Kappe und hätte auch sonst gut aufs Album gepasst, zumal es dort im oberen Bereich gelegen wäre.

Prodigy ist im Jahr 2008 garantiert nicht mehr der Head Nigga In Charge. Seine Rhymes mögen auch früher thematisch im selben Gebiet rangiert haben, doch sie waren ganz eindeutig fresher. Der Sound, der sehr nach einer Komplettproduktion von Sid Roams klingt, ist zu unfelxibel für ein ganzes Album, was man an einigen Stellen auch zu hören bekommt. Kein Fitty, schön und gut, aber das macht noch lange kein Top-Album. Wer "Return Of The Mac" gut fand, sich aber dachte 'Das toppt er mit seinem richtigen Album nicht', der lag wohl richtig. Prodigy's "H.N.I.C. Pt. 2" ist ein Durchschnitts-Album für zwischendurch, das einerseits gute Ansätze bei P zeigt und zwischendurch auch wirklich gut bis sehr gut gerät, andererseits jedoch auch in erschreckender Weise darlegt, wie wenig dieser Mann noch zu erzählen hat. Deshalb wird die Welt (aus musikalischer Sicht) P's Gefängnisaufenthalt verschmerzen können.

5.6 / 10

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