Freitag, 12. Februar 2010

Rodan - Theophany: The Book Of Elevations


Release Date:
04. Februar 2004

Label:
Day By Day Entertainment

Tracklist:
01. Intro (Peri-G) / Wind Before The Storm
02. The Conqueror
03. F.E.D.'s (Faggot Evil De-Vines)
04. No Snakes Alive Pt. II (Feat. Shaman)
05. Roll Call (Feat. Kong, Kamackeris & Gigan)
06. War In Heaven Pt. I
07. Erotic Peaks
08. Flight Lessons (Lyric Medley)
09. Sumthin' To Prove (Remix)
10. No Degrees
11. War In Heaven Pt. II
12. The Wilderness
13. G.O.D. (O'mighty)
14. Human Inquisition
15. Outro (Apo-G)
16. Century 21 (Feat. Megalon)
17. Run The Sphere V.2.3 (Feat. Monsta Island Czars)
18. Ability To Speak (One Week)

Review:
Von den Monsta Island Czars gab es bis ins Jahr 2004 nur Solo-Releases von Doom, Grimm und X-Ray. Nachdem man mit der Veröffentlichung von "Escape From Monsta Island!" allerdings Solos von so ziemlich allen Czars angekündigt hatte, ist es 2004 Rodan, Gründungsmitglied von KMD, der diese Ankündigungen, wenn auch mit Verspätung, als erster wahr macht. "Theophany: The Book Of Elevations" erscheint über Grimms Label Day By Day Entertainment und lässt auf ein Album im typischen Monster-Stil hoffen.

Dass hier etwas höher gegriffen wird, offenbart schon der Titel mit dem trefflich passend gewählten Cover: Theophanie - eine Gotteserscheinung - ist das Hauptkonzept, erweitert durch die Anlehnung an die Offenbarung des Johannes. Der Sound wird größtenteils von X-Ray bereitgestellt, womit dem Anschluss an die qualitativen Höhenflüge der Monster Mixes oder des Gruppenalbums nichts mehr im Wege zu stehen scheint. Den eingefleischten Fans wird auch schon eine ganze Reihe an Songs bekannt sein: Neben den Tracks, die es schon auf den Monster Mixes zu hören gab, existiert nämlich noch die sechs Tracks starke "Flight Lessons EP" aus dem Jahr 2002, die komplett in diese Platte integriert wurde. Bezeichnend für das Album ist schon der Beginn, den ein Sample des Films "The Prophecy" (1995) macht:



"Did you ever notice how in the Bible, when ever God needed to punish someone, or make an example, or whenever God needed a killing, he sent an angel? Did you ever wonder what a creature like that must be like? A whole existence spent praising your God, but always with one wing dipped in blood. Would you ever really want to see an angel?"

WRITTEN FOR Rap4Fame
Dies markiert den Auftakt zu "Wind Before The Storm". X-Ray gönnt dem Hörer keinen gemächlichen Einstieg, sondern wirft gleich zu Beginn eines seiner düstersten Instrumentals ins Geschehen, das mit seinem Streicherteppich ein fabelhaftes musikalisches Motiv für den, das Cover zierenden, apokalyptischen Engel abgibt. Dem Beat in seiner Dramatik ebenbürtig ist jene Sekunde, in der Rodan sein erstes Wort abfeuert. Im Rap-Game gibt es keinen anderen Akteur, der eine kühle Stimme und einen rasanten und schlichtweg brutalen Flow so in Szene zu setzen zu weiß. Zudem ist das, was Rodan zu erzählen hat, auf ganz hohem, sich beispielsweise abstrakt oder ironisch kleidenden, Niveau angesiedelt. Selbst wenn einem die Lyrics auf Papier beigelegt würden, man würde hier mit jedem Hörgang Neues entdecken. Jeder Track ist somit in zweierlei Hinsicht besonders - denn selbst ohne Rodan ist auch die Produktion auf "Theophany" erstklassig. Was zuerst nach schlecht abgemischten Lo-Fi-Produktionen riecht, beschert dem ganzen Album eine dichte Atmosphäre, in der die messerscharfen Worte Rodans mühelos ihre Bahnen ziehen. Nicht nur X-Ray, sondern auch RAVAGE, seines Zeichens Monster aus der jüngeren Generation, verewigt sich mit grandiosen Beiträgen. Die beiden Teile von "War In Heaven" krallen sich ein Sample des Transformers-Theme, was überraschenderweise in perfektem Monster-Sound-Kostüm resultiert. "Century 21" sampelt Alanis Morissette ("Thank U"), um dem harmonierenden Duo Megalon / Rodan ein weiteres Monument eines Beats zu bieten. "F.E.D.'s (Faggot Evil De-Vines)" hingegen ruft, weitaus konservativer, ein Method Man-Sample auf den Plan, während auch Rodan hier eine thematische Landung bei den Problemen des Ghetto-Lebens vornimmt. Abgehoben wird dagegen in Tracks wie "Flight Lessons" oder dem Remix zu "Sumthin To Prove", wobei beat-technisch etwas abgespeckt wird, um den Fokus voll und ganz auf das Ausnahmetalent am Mic zu setzen: "Ayo, my name was Rodan before the wack Godzilla blockbuster / My name was Rodan before stellar dust collected into the first star cluster" - das war im Original von "Sumthin' To Prove" großartig, und das ist es hier immer noch. Der thematische Exot dieser Scheibe ist "Erotic Peaks", in dem Rodan einen lyrischen Soft-Porno kreiert, der gar nicht erst mit den plumpen Ausführungen gewisser Rap-Kollegen verglichen werden sollte. "G.O.D. (O'mighty)" dreht sich um den "Great O'mighty Dollar" und die von RAVAGE genial produzierte "Human Inquisition" rechnet radikal mit der den Autor anwidernden Menschheit und zudem den Vereinigten Staaten ab. Generell scheinen die Wirren und Widersprüche der menschlichen Existenz ein Thema zu sein, das Rodan beschäftigt - zu Tage tritt dies in "The Wilderness", welches von einer simplen Piano-Line, die sich augenblicklich im Gedächtnis festsetzt, unterlegt ist. Bis jetzt noch gänzlich unerwähnt sind die beiden Posse-Tracks. "Run The Sphere V.2.3" erhebt sich mit düsterer Produktion und seinem Line-Up automatisch zum Brecher. Auch "Roll Call" ist nicht weniger als eine Bombe, die mit Kamackeris, Kong und Gigan (von denen es allerdings keiner vermag, gegen Rodan zu bestehen) hervorragend besetzt ist. Schlussendlich sollte Rodan selbst noch einmal zu Wort kommen, wenn er im abschließenden "Ability To Speak (One Week)" erneut ein Feuerwerk an schwerverdaulichen Rhymes abbrennt: "We monsters and men / Gods and animals / Embody the human dichotomy / Mythical spirits intangible / Consume flesh and vegetables / Killer instincts with cannibal / In my city fantasy video / Produced by me and my manski / Directed by Rodan Polanski."

Immer, wenn Rodan auf "Escape From Monsta Island!" seinen Einsatz hatte, lief dem Hörer (bzw. mir) aufgrund dieses stählernen Flows ein Schauer über den Rücken. Dies nun ist das Soloalbum, das diese Action auf eine volle Stunde ausdehnt. Zusammen mit dem hier gebotenen Sound, den Fans von rohem Eastcoast-Rap zu schätzen wissen sollten, erhält man "Theophany" - nicht weniger als einen Klassiker, der die volle Aufmerksamkeit des Hörers fordert. "You gotta decipher it", meint Rodan selbst. Um nun zu einem Ende zu kommen: Mit einem der besten Releases des neuen Jahrtausends und dem besten Soloalbum aus der Czars-Ecke begeht Rodan seinen Solo-Einstand. Dieser Herr ist und bleibt einer der besten mir bekannten Rapper, sei es aufgrund seiner Inhalte oder seines ihn auszeichnenden und eigenen Flows.

9.3 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen