Freitag, 12. Februar 2010

Royal Flush - Ghetto Millionaire


Release Date:
19. August 1997

Label:
TVT Records / Blunt Recordings

Tracklist:
01. Intro
02. I Been Gettin' So Much $
03. Iced Down Medallions (Feat. Noreaga)
04. Can't Help It (Feat. Khadejia)
05. Illiodic Shines (Feat. Mic Geronimo)
06. Movin' On Your Weak Productions (Feat. Phenom Pacino)
07. Conflict (Intro)
08. Conflict (Feat. Wastlanz)
09. Shines (Intro)
10. Shines
11. Family Problems
12. What A Shame (Feat. Noreaga)
13. Regulate (Intro)
14. Regulate (Feat. Mic Geronimo)
15. Worldwide
16. Niggas Night Out
17. International Currency (Intro)
18. International Currency (Feat. Wastlanz)
19. War
20. Makin' Moves (Feat. Mic Geronimo)
21. Reppin' (Feat. Michell Mitchell)
22. Dead Letter

Review:
Im New York der Neunziger ist die Zahl der Releases so groß, dass viele Alben unter den Tisch fallen und heute nur noch als Geheimtipps umhergeistern. Etwa in diese Kategorie fällt auch das Debüt des Queens-Rappers Royal Flush. 1997, also noch im besten Alter, erschienen, stehen die Zeichen für dieses Album mehr als nur gut. Produktionen von Buckwild, L.E.S. oder den Beatminerz sollten den richtigen Sound garantieren. Und nachdem Royal Flush erstmals auf Mic Geronimo's "The Natural" zu hören war, revanchiert sich dieser nun auf "Ghetto Millionaire".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Hier muss auch nicht lange um den heißen Brei herumgeredet werden - "Ghetto Millionaire" steckt knietief im Sound seiner Zeit. Es wird absolut kein Hehl daraus gemacht, dass man hier auf der Jagd nach den "Benjamins" ist. Bestes Beispiel ist die Single "Iced Down Medallions". Der mit charakteristischem Trompeteneinsatz loswalzende und weithin bekannte Track lädt sich Noreaga für die Hook und fröhnt dem Bling-Bling, lange bevor irgend jemand eine Crunk-Welle auch nur erahnen konnte. Ein großer Unterschied zu besagtem, im neuen Jahrtausend einsetzenden Trend sollte jedoch nicht unter den Tisch fallen - Bei Royal Flush wirft noch der von Mobb Deep geprägte Reality Rap einen großen schwarzen Schatten. Der Feststellung "I Been Gettin' So Much $" geht selbstredend dem schmutzigen Geschäft zur Beschaffung des Zasters voraus. Und wo man schon beim ersten Song der Scheibe ist, kann gleich einer der wenigen Fehler des Albums hervorgehoben werden: Die Gesangseinlage in der Hook hätte Flush mal lieber bleiben lassen. Weitaus besser klingt das nämlich von weiblichen Gästen, die jenes Handwerk auch beherrschen: "Reppin'" mit Michelle Mitchell oder "I Can't Help It" mit Khadejia Bass sind dadurch zwar deutlich softer, erdrücken dafür aber jegliche Kritik mit der Qualität, die sie als Beschallung beim Entspannen entfalten. Sonst herrschen allerdings die trockenen Snares vor - mal versehen mit einer Hook-losen Rap-Show der Wastlanz in "Conflict" oder bestrichen mit einer minimalistischen Piano-Line in "Illiodic Shines", auf der im Wechselspiel mit Mic Geronimo die bedrückende Allgegenwart der Gewalt in Worte gefasst wird: "Illiodic shine, just like a palace / Now, release the violence / Heat lay 'em down, off of balance / Snitch & murder comes, when you deal wit the guns". Familiäre Auseinandersetzungen und einen Alkoholiker als Vater hat Flush ebenfalls zu bieten, nachzuhören in "Family Problems". Ebenfalls im Kulturbeutel des Ghetto-Lebens findet Flush die Idee des Gedenkens an verstorbene Freunde, die in "Dead Letter" gleich aufgegriffen wird. Und natürülich nicht zu vergessen: Immer und immer wieder Ausführungen über die Strukturen der Gewalt, vom durch Violineneinsatz geprägten lokalen "War" vor der Haustür bis hin zu "International Currency". NY-Flavor vom Allerfeinsten bekommt man auch, wenn die Beatminerz an den Boards stehen um "Movin' On Your Weak Productions" ein gescratchtes Nas-Sample als Hook aufzusetzen - typischeres 90s-Feeling ist schwer vorstellbar. Denn was Royal Flush bei allen seinen verbalen Taten legitimiert, sind die Produktionen, bei denen ein Fehltritt auf dem gesamten Album kein einziges Mal vorkommt.

"Ghetto Millionaire" ist beileibe kein besonderes Album - es gehört, wie so viele andere, in die Sparte jener Scheiben, die heute einzig und allein deswegen hohe Anerkennung genießen, weil sie zum richtigen Zeitpunkt erschienen sind - doch das soll dem Album keinesfalls kritisierend vorgehalten werden. Wie hier einem Track nach dem anderen ein Feeling übergezogen wird, welches heute gar nicht mehr existiert, wirkt ebenso natürlich und selbstverständlich wie es heutzutage bei einem Dirty South-Album der Fall sein mag. Ob man allerdings in zehn Jahren über ein Album eines x-beliebigen Südstaatlers die selben lobenden Worte verlieren wird, wie an dieser Stelle zu Royal Flush, wage ich in Frage zu stellen. Aber um es kurz zu machen - Östküsten-Jünger: Hier spielt die Musik!

7.6 / 10

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