Samstag, 20. Februar 2010

The Black Keys - BlakRoc


Release Date:
27. November 2009

Label:
BlakRoc Records / V2

Tracklist:
01. Coochie (Feat. Ol' Dirty Bastard & Ludacris)
02. On The Vista (Feat. Mos Def)
03. Hard Times (Feat. NOE)
04. Dollaz & Sense (Feat. RZA & Pharoahe Monch)
05. Why Can't I Forget Him (Feat. Nicole Wray)
06. Stay Off The Fuckin' Flowers (Feat. Raekwon)
07. Aint Nothing Like You (Hoochie Coo) (Feat. Mos Def & Jim Jones)
08. Hope You're Happy (Feat. Q-Tip, Billy Danze & Nicole Wray)
09. Tellin' Me Things (Feat. RZA)
10. What You Do To Me (Feat. Jim Jones, Billy Danze & Nicole Wray)
11. Done Did It (Feat. NOE)

Review:
2009 laufen verschiedene Pfade aufeinander zu, um dieses Album zu erschaffen. Der eine ist der von Damon Dash, der in HipHop-Kreisen keiner weiteren Erläuterung bedarf. Allerhöchstens insofern, als dass man hiermit einen klaren Beweis vor Augen hat, dass Damon nicht untätig war. Denn seinem Impuls ist es zu verdanken, dass die Black Keys (zweiter Pfad) ihr neues Projekt als Rap-Rock-Kombo gestalteten. Denn nachdem sie bei Damon zur Lieblingsband aufsteigen sind und er sie persönlich trifft, kann er sie überzeugen, mit ihm ins Brooklyner Studio G einzukehren und mit Jim Jones die Aufnahmen zu beginnen. Den Rest erledigen Damon's Connections, was "BlakRoc" ein saftiges HipHop-Lineup beschert.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Blues-Rock nennt sich die Musikrichtung, der sich die Black Keys sonst zuordnen lassen. Dass ihr letztes Album von DangerMouse produziert wurde, legt Offenheit und Kompatibilität nahe. Dass sie die frühen Wu-Tang Werke bewundern, sollte genügend Nährboden für ein Album wie dieses bieten. Doch wenn hier von Rap-Rock-Crossover die Rede ist, sollte man vorsichtig sein: Mit einer Compilation wie dem '93er "Judgement Night"-Album hat "BlakRoc" wenig gemein. Gitarrist Dan Auerbach und Drummer Patrick Carney kommen ihren Gästen entgegen, nicht umgekehrt. Das heißt im Klartext: schöne Drumlines, die einem Emcee in die Karten Spielen, illustriert von einem Sound, der ganz und gar nicht gewöhnlich ist. Dicke, brummende Basslines und Carney's Drums, deren Live-Einspielung ohne Probleme zu vernehmen ist, Auerbach's E-Gitarren-Sounds, die mitunter den größten Unterschied zu herkömmlichen HipHop-Platten ausmachen, sowie dann noch ab und an Zutaten aus dem elektronischen Gewürzschränkchen garantieren einen Grundaufbau, der interessant genug für elf Tracks - und wohl noch einige mehr - ist. Den Rest erledigt die Gästeliste, die sich sehen lassen kann. Kein einziger schwacher Auftritt - das lässt die Klasse aller Beteiligten nicht zu. Trotzdem gibt es auf "BlakRoc" Qualitätsgefälle: Mos Def ist eine Persönlichkeit, an der es wenig zu kritisieren gibt, doch sein Gesäusel im sonst durchschnittlichen "On The Vista" schlägt in Kombination mit den E-Gitarren-Spielchen etwas über die Stränge, wohingegen die erste Single "Ain't Nothing Like You (Hoochie Coo)" gerade den richtigen Mix bietet, der dank der Verschiedenheit von Mos mit Gesang in der Hook und Capo Jimmy mit rauchgeschwängerten Raps so wunderbar funktioniert. Dass die Tracks inhaltlich von unmittelbaren Themen handeln und den Hörer nicht langfristig fordern, ist die beste Entscheidung, die zu machen war: Hier geht es um die Symbiose zwischen Sound und Raps, nicht um große Botschaften - dafür gibt es andere Alben. Angesprochene Themen sind das alltägliche, mühsame Leben, dem natürlich auch Beziehungsszenarien angehören. Nicht so ganz ins Bild passen will da "Coochie", das ein paar Lines von ODB (man lasse ihn in Frieden ruhen) mit einem Ludacris-Auftritt paart. Wie man es schon von einigen anderen Songs kennt, werden die sexuellen Eigenschaften und Besonderheiten einer Liste an Damen aufgezählt, wobei ODB dabei ebensowenig zum an sich gelungenen Song passt (wer kann's ihm verdenken), wie Luda krampfhaft versucht, sich ODB anzupassen. Als Wu-Tang-Fans einen Track für Raekwon zu schustern, dürfte für die Black Keys eine besondere Aufgabe gewesen sein. Es ist auch ohne Zweifel hörbar, dass dem Chef ein minimalistisches, den Glanzzeiten erinnerndes Crackstrumental zugedacht war. Das gelingt "Stay Off The Fuckin' Flowers" nicht, auch fehlt dem Song ein wenig die Farbe, doch für gutes Mittelmaß reicht es allemal. RZA's Auftritt für "Tellin' Me Things" ist der schwächste des Albums und lässt daher auch keinen Top-Song mehr zu. Doch die bisherige Kritik soll kein falsches Bild vermitteln: "BlakRoc" hat einige waschechte Juwelen zu bieten. Stimmliches Jay-Z-Plagiat und Ex-Dipset-Rapper NOE trifft in "Hard Times" exakt den Ton des Albums, "Why Can't I Forget Him" ist - wenn auch nicht ganz so gut - mit ordentlich Gefühl eingesungen. "Dollaz & Sense" ist ein unbezahlbar gutes Stück, in dem sich RZA auf schlichtes Rappen (weitaus besser als sein zweiter Auftritt) beschränkt und P-Monch einen fehlerlosen Ritt auf Auerbach's E-Gitarren-Untermalung unternimmt. Sogar noch besser ist "What You Do To Me", das den Titel "HipHop-Blues" wie kein zweiter Track verdient: Instrumental und Hook klingen ausgefüllt und herzhaft, Danze's grobschlächtiger Part liefert einen elektrisierenden Gegensatz, Jim Jones (der reibungsfrei mit den Black Keys harmoniert) komplettiert das Geschehen. "Hope You're Happy", in dem über undankbare Damen lamentiert wird, kann da nicht mithalten, während das abschließende "Done Did It" nochmals demonstriert, wieso dieses Album eine Anschaffung wert ist.

Nein, alles ist nicht gelungen. Beim Komplettdurchlauf wird sich der Finger unter Umständen einmal auf der Skip-Taste wiederfinden, doch wen stört das schon, wenn auf der anderen Seite Großtaten wie "Dollaz & Sense" oder "What You Do To Me" abfallen? Die Black Keys öffnen ein Fenster für HipHop, durch das man gerne blickt. Der kreative Wert von "BlakRoc" ist noch erheblich höher als die Musik selbst, denn in besagte Richtung wäre noch so einiges möglich. "BlakRoc" ist nicht mit anderen Crossover-Projekten zu vergleichen und wird der Rap-Gemeinde genau deshalb lange in Erinnerung bleiben. Es ist kein Überalbum, doch ein Reinhören ist trotzdem nahezu Pflicht.

6.7 / 10

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