Samstag, 20. Februar 2010

QB Finest - Queensbridge: The Album


Release Date:
21. November 2000

Label:
Ill Will Records / Columbia Records

Tracklist:
01. Intro (Feat. Jungle & Wiz)
02. Da Bridge 2001 (Feat. MC Shan, Havoc, Cormega, Millenium Thug, Nature, Capone, Tragedy Khadafi, Prodigy & Nas)
03. We Live This (Feat. Havoc, Big Noyd & Shante)
04. Real Niggas (Feat. Nas & Ruc)
05. Find Ya Wealth (Feat. Nas)
06. Straight Outta Q.B. (Feat. Jungle, Cormega & Blaq Poet)
07. Oochie Wally (Remix) (Feat. Nas & Bravehearts)
08. Our Way (Feat. Capone-N-Noreaga & Iman Thug)
09. Fire (Feat. Nature)
10. Power Rap (Freestyle Interlude) (Feat. Prodigy)
11. Street Glory (Feat. Nas & Pop)
12. We Break Bread (Feat. Lord Black, Littles, Craig G & Chaos)
13. Money (Feat. Mr. Challish)
14. Self Conscience (Feat. Prodigy & Nas)
15. Die 4 (Feat. Infamous Mobb)
16. Kids In Da PJs (Feat. Nas, Bravehearts & Millennium Thug)
17. Teenage Thug (Feat. Nas & Millennium Thug) (Bonus)

Review:
Über die Queensbridge Housing Projects müssen keine großen Worte verloren werden - the world's largest projects, sechs Blocks, 96 Gebäude, ein musikalisch sehr wertvolles Fleckchen New Yorks. Dank der hohen Dichte an erwähnenswerten Künstlern, die aus den Gebäuden an der 40th und der 41st Street hervorgingen, war die Bridge seit Marley Marl ein nicht unbedeutender Faktor im ostküstlichen Rap-Geschehen. Der wohl bekannteste Name, der hier seine Wurzeln hat, ist Nas. Der ist es auch, der 2000 seine Nachbarn zu dieser Compilation zusammentrommelt, welche über sein eigenes Label Ill Bill Records erscheint und der QB-Gemeinschaft im Angesicht ihres ab der Jahrtausendwende eintretenden Abfalls Richtung Bedeutungslosigkeit nochmal ein Manifest setzen soll.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Nas ruft und (fast) alle sind gekommen - sogar Cormega, mit dem man die bestehenden Differenzen vorübergehend beiseite legt. Und neben den gestandenen Größen soll auch der zweiten bzw. dritten Reihe die Gelegenheit gegeben werden, sich zu beweisen. Das wären natürlich Nas' Fußvolk, die Bravehearts sowie Millenium Thug (der spätere Nashawn), als auch der dem Infamous-Camp zugehörige Littles oder etwa Lord Black (stellvertretend für die Crhyme Fam). Es wird also ein durchaus angebrachtes und repräsentatives Bild der Queensbridge widergegeben: Da bleibt nur noch die Frage, ob auch alle Komponenten ihre Rekrutierung wert sind. Und hier schlägt der kaum abschüttelbare Charakter der Compilation voll ein: Dieser Longplayer hat seine Höhen und Tiefen. Als erster Mangel wäre da die Produktion zu nennen, die zwar in die Hände von unter anderem L.E.S., Havoc, Alchemist, Scott Storch und EZ Elpee gelegt wird, sich aber schnell als teilweise orientierungslos herausstellt. Den typischen QB-Sound bekommt man hier jedenfalls nur selten zu hören. "Our Way" beispielsweise ist ein solches Beispiel, das mit herkömmlichem Scott-Storch-Beat zwar durchaus hörenswert ist, aber wenig mit den QB-CNN zu tun hat. Noch besser passt als Beispiel natürlich die Eskapade in die Sexwelt - "Oochie Wally", das objektiv gesehen keinen schlechten Song abgibt, jedoch auf einer Compilation aus dem Geburtsort des Reality Rap nichts verloren hat. Schon eher gefällt "Da Bridge 2001", der bis heute größte QB-Posse-Track, der als Remake des Shan-Klassikers zwar auf instrumentaler Ebene keinen übermäßigen Wert hat (und dem Original fern ist), auf Seiten der Raps jedoch gewichtig genug ist. Auch ein "Straight Outta QB" ist eine witzige Idee, und während der N.W.A.-Beat zu hart für Cormega klingt, passt Blaq Poet (der die Screwball-Fraktion repräsentiert) perfekt. Der einzige Track, der wirklich noch den QB-Spirit der Neunziger atmet, ist "Power Rap", eine klassische Kombo aus Havoc-Beat und P-Raps, die sich in ihrer vollkommenen Schlichtheit zu einem der Highlights mausert und im Übrigen auch ein HoE-Leftover sein könnte. Unter den restlichen Tracks finden sich Songs wie "Real Niggas", "Fire", "Teenage Thug" oder "Street Glory", die ungeachtet ihrer Emcees schnellstens wieder vergessen sind. Doch es scheint wie ein Omen, dass der QB im neuen Jahrtausend keine Marschrichtung gegeben sein würde, auch wenn einige Ansätze versucht werden: "Find Ya Wealth" kleidet Nas in ein zeitgemäßes Gewand, "Kids In Da PJs" erzählt über einen rührenden Beat von Jugend in Armut, die zu diesem Zeitpunkt ihre beste Zeit noch vor sich habenden IM3 punkten im dunklen "Die 4". Einsames Highlight ist jedoch "Self Conscience", in dem ein genial melancholischer Piano-Loop einen sehr nachdenklich gestimmten Prodigy (der dem ebenfalls bärenstarken Nas den Rang abläuft) begleitet. Dagegen verblassen sowohl Legende Roxanne Shanté als auch Mr. Challish, der von einer Alchemist-Produktion profitiert und sich gut verkauft.

Diese Compilation hätte ein Treffen der so sehr geschätzten QB-Styles sein können, sie hätte eine wirklich sinnvolle und hochqualitative Unternehmung sein können. Stattdessen ist sie ein Blick in die damalige Zukunft, ins Hier und Jetzt: Die "neue" Generation ist vollkommen blass und setzt in keinster Weise Akzente, die alten Hasen geben ein lustloses und vor allem wenig fokussiertes Bild ab. Was auf "Queensbridge: The Album" nach Rap-Schnellverköstigung übrig bleibt, sind nicht viele Songs, von denen aber zumindest einige die eigentliche Klasse dieser HipHop-Brutstätte andeuten.

6.2 / 10

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