Freitag, 19. Februar 2010

RA EL - Close Encounters Of The 4th Kind


Release Date:
Oktober 2009

Label:
Hierogrammat Entertainment

Tracklist:
01. Uprising
02. First Contact
03. Night Of Intrigue
04. Matrix Warz
05. Control Agenda
06. Transit Of V3nus
07. Close Encounters Of The 4th Kind
08. Sphere Of Andromeda
09. Born Invincible
10. Love Of Art
11. Prophesies In The Violet Sky
12. War Zone
13. Dreamscape Corridor
14. Salvation

Review:
Es hat mit dem Debüt funktioniert, wieso also nicht gleich noch einmal: RA EL kreierte mit "Noir World", ob man es nun schätzt oder nicht, etwas inhaltlich Neues. Die Science-Fiction-Story als Grundlage eines Konzeptalbums bildete eine willkommene Abwechslung zu all den Standard-BoomBap-Platten. Nur ein halbes Jahr nach dem ersten Album folgt also das zweite. Alleine der Titel, eine Anlehnung an Spielberg's "Close Encounters Of The Third Kind" bzw. den Hynek-Terminus, verrät, dass sich RA EL wieder eine nette Geschichte ausgedacht hat, die in einer imaginären Zukunft spielt. Als Steigerung zu Spielberg scheint "Close Encounters Of The 4th Kind" da nur logisch.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Doch nun etwas konkreter: Wie auf "Noir World" gibt es auch hier einige Hauptpersonen, die "Guten". Doch die Story wirkt diesmal etwas ausgereifter, schließlich wird die gesamte Erde von einer außerirdischen Macht bedroht: Unter dem Namen Dark Reign tritt diese Bedrohung im 31. Jahrhundert auf, um die Erde zu invasieren. Ob das Cover nun einen Eindruck besagter Invasion vermitteln soll, darf jeder selbst entscheiden, doch vom Cover sollte man sich sowieso nicht abschrecken lassen. Denn auch auf Seiten der Instrumentals fanden sich mit 4th Disciple, Falling Down und Ciph Barker einige interessante Persönlichkeiten ein. Zurück zum Plot: Die Dark Reign Invasion wird geleitet von einem Supercomputer, genannt Prophecy. In "First Contact" wird die gesamte Ausgangssituation dargelegt: in Flammen aufgehende Städte, Übernahme durch die Invasoren, weltweites Chaos. Als Gegengewicht entwickelt sich ein Bündnis zwischen dem amerikanischen General Pythagoras, dem russischen Kion Freejack und der japanischen Mona Lisa. Science-Fiction-Jargon findet sich noch und nöcher in RA's Raps, so verdient Mona beispielsweise ihr täglich Brot als Bio-Hunter. Nun also darf der Kampf "Gut gegen Böse" beginnen. Vielleicht sollte man an dieser Stelle erst einmal betrachten, was sich im Vergleich zum ersten Album geändert hat. Die schmackhafte Gästeliste, die beim Debüt eine größere Interessensgruppe anziehen sollte, wird diesmal aus dem Budget gestrichen, was jedoch ohne weiteres zu verschmerzen ist. RA EL ist immer noch kein Rap-Wunderkind, sein Flow ist nicht immer sauber, die Silbenzahl passt an vereinzelten Stellen ebenfalls nicht. Wer diese, im Rahmen des Erträglichen gehaltenen Macken der "Persönlichkeit" zurechnet und somit akzeptiert, der wird sich nicht weiter daran stören. Die Beats schließlich sind ähnlich gut wie auf dem Debüt und als Untermalung der Geschichte meist bestens geeignet. Nun zum Handlungsverlauf: "Night Of Intrigue" und "Matrix Warz" liefern das Vorgeplänkel in einer Erdstation von Dark Reign. Ganz nebenbei: Dass die Erdbevölkerung von der DR-Miliz via Implantaten versklavt wird, offenbart zusammen mit der Verwendung mehrerer Ghost-In-The-Shell-Samples eine von RA's Inspirationsquellen. Schließlich erfolgt eine Teleportation ins Mutterschiff (genannt Darkone Castle), wo weitere Kämpfe ausgetragen werden, die zum augenscheinlichen Tod Mona Lisa's führen. Damit offenbart sich im Titeltrack auch, was mit "Close Encounters Of The 4th Kind" gemeint ist: Anstatt zu sterben, wird sie von einer zuerst unbekannten Instanz in den Andromeda-Nebel befördert ("Transit Of V3nus"), wo höhere Wesen ihr den Schlüssel zur Zerstörung des Prophecy-Computers in die Hände legen ("Sphere Of Andromeda"). 4th Disciple's Produktion im Titeltrack ist ein schlichtes, aber nachhaltiges Juwel, das auch den Hörspaß nicht zu kurz kommen lässt. Es folgen einige Tracks, die die Handlung ruhen lassen. Hier sticht vor allem "Prophesies In The Violet Sky" hervor, erneut ein herausragendes Instrumental, das außerdem perfekt zum hektischen Flow von RA EL passt. In "War Zone" geht es schließlich weiter: Pythagoras und Freejack schlagen sich emsig im Mutterschiff mit dem fiesen Gesindel der Gegenpartei herum, als Mona wieder auftaucht und die Entscheidung bringt. Doch - zu früh grefreut - im "Dreamscape Corridor" - einer weiteren Top-Produktion von 4th Disciple - muss noch der Gestalt annehmende Prophecy-Computer ausgeschaltet werden. Ist auch das geschafft, erfolgt mit "Salvation" das Happy End:

"We made it through the dark storm, the war's over as the night dawn
Soldiers stand at ease and calm
Return to their families, after casualties, enemies
Slaves set free, celebrate freedom and victory
[...]
Pythagoras kisses his wife, holds his daughter, as they walk in the park
"

Bevor man dieses Albun anrührt, sollte man sicherstellen, dass man sich mit dem Emcee RA EL und seiner Art anfreunden kann. Falls ja, wird man mit dem Sophomore des Rappers aus Queens einige schöne Momente verbringen können. Einmal abgesehen von dem starken Statement, das 4th Disciple hier abgibt, sind viele der Beats zwar nicht herausragend, passen dafür jedoch umso mehr ins Gesamtbild. Es fällt (wie beim ersten Album) schwer, der Story zu folgen, doch wie schon auf "Noir World" ist das nicht zwingend notwendig. "Close Encounters Of The 4th Kind" ist ein nettes Werk, das etwas abseits der Norm spielt und dem man ohne Bedenken eine Chance geben darf. Ob dem ganzen Konzept, falls es denn noch einem weiteren Album als Grundlage dienen sollte, jemals höhere Wertungen entspringen, ist allerdings stark in Zweifel zu ziehen.

6.6 / 10

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