Release Date:
17. August 2004
Label:
Galapagos4 Records
Tracklist:
01. The Beginning
02. The 'IT' In 'Keeping IT Real'
03. Broken Wing
04. The Siren Of Liberty Island
05. Deuterium
06. The Network (Feat. Mestizo)
07. Capathy
08. Maker Break
09. Road Atlas
10. Chicago '66
11. Ugly, Hungry Puppy
12. Where I Go, There I Go
13. Ruby Ragdollenne
14. A Little Something
15. The End
17. August 2004
Label:
Galapagos4 Records
Tracklist:
01. The Beginning
02. The 'IT' In 'Keeping IT Real'
03. Broken Wing
04. The Siren Of Liberty Island
05. Deuterium
06. The Network (Feat. Mestizo)
07. Capathy
08. Maker Break
09. Road Atlas
10. Chicago '66
11. Ugly, Hungry Puppy
12. Where I Go, There I Go
13. Ruby Ragdollenne
14. A Little Something
15. The End
Review:
Für die, die ihn kennen, ist Qwel ein Held. Wenig bekannt, doch mit beständig hohem Niveau ist er genau das, was man im Underground zu finden erhofft. Seit seinen frühesten Typical-Cats-Tagen verbindet man den Chicagoer Emcee mit Galapagos4, als dessen Aushängeschild er sich 2004 bereits sehen kann. In jenem Jahr bläst er zur "Four Seasons"-Reihe, der logischerweise vier Alben angehören. Startpunkt ist der Herbst, der zusammen mit dem ebenfalls aus Chicago stammenden Maker in Angriff genommen wird, der nach vereinzelter bisheriger Zusammenarbeit nun Qwel's komplettes Album produziert.
WRITTEN FOR Rap4Fame
Dass sich mit Qwel und Maker zwei Brüder im Geiste gefunden haben, stellt sich schnell heraus und bildet eine grundlegende Voraussetzung für das gute Gelingen der LP. Zur direkten Orientierung sei ein Teil des Pressetexts zitiert: "This album marks a return to a more up front rap style for Qwel, using Maker's soulful boom-bap productions as the guide." Maker produziert in der Tat BoomBap, doch mit der gelähmten Kreativlosigkeit, die diesem Subgenre anhaftet, hat er wenig bis rein gar nichts zu tun. Auf "The Harvest" finden sich verträumte Instrumentals ebenso wie nach vorne preschende Banger; in jedem Fall hat Maker den richtigen Unterbau für Qwel parat. Dessen angesprochener up-front-Stil bekleidet den Großteil der Tracks und verheißt energisch gerappte Wortsalven auf allerhöchstem Niveau. Doch auch hier sollte man sich nicht lumpen lassen, denn Qwel beweist seine Vielseitigkeit durch ebenfalls vertretene einfühlsame oder entspannte Tracks, denen der Emcee immer gerecht wird. Er mag außerdem einer der wenigen Emcees sein, die eine nicht gerade starke Stimme mit allen anderen Mitteln derart kaschieren, dass der Hörer vom glatten Gegenteil überzeugt ist: Wenn Qwel anfängt, loszulegen, ganz gleich ob rasend schnell oder ergreifend ruhig, dann schnellt die Delivery-Skala von 0 auf 100. Zu allem Überfluss ist Qwel auch noch ein einmaliger Lyricist, dessen Raps voll von bissigen Anmerkungen zu politischen oder sozioökonomischen Themen sind. Ohne selbst in die Rolle des Predigers zu verfallen, steht er außerhalb des Geschehens, beobachtet und beschreibt. Das führt zu Songs, bei denen man sich entweder ob der Komplexität wundert oder sich fragt, wovon Qwel eigentlich gerade rappt. Stört allerdings kein Bisschen, denn den ein oder anderen Hieb, den Qwel austeilt, bekommt sogar der 50-Cent-Fan mit. Und genießen darf man den Traumstart, den dieses Album hinlegt, allemal. Mit dem Snare-angereicherten "Begin"-Instrumental eröffnet Maker das Spektakel atmosphärisch, um den aufgenommenen Schwung direkt im Anschluss in "The 'IT' In 'Keeping IT Real'" überzuführen, in dem sich Qwel's Raps über alle (Rap durch Lügen veruntreuenden) Hochstapler ergießen. "See the thing that pisses me off about Rap is most of all: In their endeavours and journeys to keep it real, these motherfuckers lie so much, that the average audience thinks that we're all liers.[/i]" Und da der Ofen schonmal angeheizt ist, wird gleich munter weitergefeuert. Der fulminante Anfangsteil klingt erst in "Capathy" etwas ab, das den ruhigeren Mittelteil einläutet, dem mit "Break" ein herrliches, basslastiges Instrumental innewohnt. Das hindert Qwel jedoch nicht daran, in "Chicago '66" in rapidem Tempo die Rap-Industrie zu demaskieren oder in "Road Atlas" die Menschheit in ihrem regredierenden, den Planeten abgrasenden (was auch als Bedeutung des Titels "The Harvest" gemeint sein mag) Zustand gen Niedergang zu schicken. Zurück zum Anfang: Dort verewigt sich Qwel in "Deuterium" über tiefe Klavierklänge in einer meditationsgleichen Atmosphäre und wettert sich im genickbrechenden Meisterwerk "Broken Wing" durch Metapher um Metapher. "The Network" zielt ganz direkt gegen Rap-Materialismus und -Oberflächlichkeit ("They got rims on the yacht, spinners on the watch, trigger on the cops, dinner on the moon / [...] / Don't you love it when I hate you and choke your brain? / You know it's HipHop cause I spelled it wrong") und ruft mit Mestizzo auch den einzigen Gast der "Four Seasons"-Reihe auf den Plan. Immer noch großes Kino gibt es gegen Ende, wenn Qwel und Maker melancholische Töne anschlagen, um von "Ruby Ragdollenne" zu erzählen, oder wenn Qwel im Liebeslied "Where I Go, There I Go" Gefühle zeigt. Kurz vor Ende schlägt das Duo noch einen Stimmungswechsel ein und lockert mit dem herrlich entspannten "A Little Something" die Gemüter. Nun bedarf es nur noch eines perfekten Abschlusses, für den Maker alleine sorgt: Mit Liebe zum Detail entlässt "The End" den Hörer mit freiem Kopf.
Wenn man über fünf Jahre nach Veröffentlichung auf dieses Albums zurückblickt, darf man sagen, dass "The Harvest" nicht umsonst für viele als das beste der Vier-Jahreszeiten-Alben und somit auch als bestes Qwel-Album gilt: Es ist sinnvoll strukturiert und lässt sich in mehrere Stadien einteilen, die allesamt erhaben gemeistert werden. Maker zeigt Variationsreichtum hinter den Boards, Qwel davor. Insgesamt ist "The Harvest" verdammt guter BoomBap, der sich nicht im entferntesten Anschuldigungen à la unzeitgemäß gefallen lassen muss. Eher ungekehrt: Schnitten sich alle anderen eine Scheibe von Qwel ab, sähe die Rap-Landschaft bei weitem nicht so trostlos aus.
Wenn man über fünf Jahre nach Veröffentlichung auf dieses Albums zurückblickt, darf man sagen, dass "The Harvest" nicht umsonst für viele als das beste der Vier-Jahreszeiten-Alben und somit auch als bestes Qwel-Album gilt: Es ist sinnvoll strukturiert und lässt sich in mehrere Stadien einteilen, die allesamt erhaben gemeistert werden. Maker zeigt Variationsreichtum hinter den Boards, Qwel davor. Insgesamt ist "The Harvest" verdammt guter BoomBap, der sich nicht im entferntesten Anschuldigungen à la unzeitgemäß gefallen lassen muss. Eher ungekehrt: Schnitten sich alle anderen eine Scheibe von Qwel ab, sähe die Rap-Landschaft bei weitem nicht so trostlos aus.
8.6 / 10
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