Samstag, 20. Februar 2010

Shabazz The Disciple - The Book Of Shabazz: The Hidden Scrollz


Release Date:
07. Oktober 2003

Label:
Battle Axe Records

Tracklist:
01. The Opening (Feat. Young Anutt)
02. Righteous Chamba (Skit)
03. Red Hook Day
04. 1st Annual Bootleg Music Award
05. Hip Pop
06. Oasis
07. Surrender (Thieves In Da Nite Pt. 2)
08. BKBS
09. Son Rise (Leek Lover Interlude)
10. Cremate 'Em
11. Crime Saga
12. Passover (Skit)
13. Street Parables (Feat. Lord Jamar)
14. Thieves In Da Nite (Heist) (Feat. Killah Priest & Lil Dap)
15. Organized Rime Pt. 2
16. Blasphemy
17. Ghetto Apostles (Feat. Poetic, Freestyle & R.H. Bless)
18. The Lamb's Blood
19. War Trilogy I (P.O.W. - Projects Of War) (Feat. Freestyle)
20. War Trilogy II (M.I.A. - Militia Incarcerated Alien)
21. War Trilogy III (Ambush) (Feat. Freestyle)

Review:
Es bedurfte erst des kanadischen Labels Battle Axe Reocrds, auf dass die Welt endlich ein Album von Shabazz The Disciple zu Gesicht bekam. Und das, obwohl der Emcee aus Red Hook, Brooklyn 1994 mit seinem Auftritt in "Diary Of A Madman" der Gravediggaz nicht nur einen bleibenden Eindruck hinterließ, sondern alle anderen beteiligten Emcees dazu brachte, ihre Parts in Anbetracht seiner legendären, eröffnenden Zeilen neu zu schreiben. Seinen Status als Ausnahme-Lyriker untermauerte er mit einigen Singles und in den Reihen der Sunz Of Man, bei denen es ihn (zumindest vorerst) nicht lange hielt. Für 1998 war dann das Debüt geplant, doch wie so oft lief nicht alles nach Plan. Dank gebührt also an dieser Stelle nochmals Battle Axe, die mit "The Book Of Shabazz" das Debütalbum von Shabazz veröffentlichen - was schon viel früher hätte passieren sollen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Im Jahr 2003 ist der Begriff "Debütalbum" schon nicht mehr wirklich angebracht: Eine Mischung aus "Best Of" und Album kommt der Sache näher. Und auch wenn die wegweisende erste Single "Death Be The Penalty" fehlt, so wird Shabazz' bisherige Karriere doch ganz gut abgedeckt. Die Fülle an Emcees und Produzenten von verschiedensten Orten, mit denen Shabazz im Verlauf seiner Karriere zusammengearbeitet hat und mit denen er logischerweise jeweils auch einen unterschiedlichen Sound erzielte, macht das Buch von Shabazz noch interessanter. So mag beispielsweise der erste, die dritte Position bekleidende Song, der auch als Single ausgekoppelt wurde, für manchen Shabazz-Fan eine totale Überraschung gewesen sein: "Red Hook Day" kombiniert ein fidel-gepitchtes Voice-Sample mit Piano-Geklimper und mausert sich so zu einer gute-Laune-Hymne, wie man sie von Shabazz nicht gewohnt ist. Die Dia-Show, in der Shabazz seine ersten Schritte im HipHop, seine Motivation und Inspirationen (inklusive Name-Dropping der damaligen Einflüsse) darlegt, macht es unmöglich, nicht mitgerissen zu werden. Doch natürlich ist das nicht der normale Shabazz The Disciple. Der taucht erst im späteren Teil der Platte auf. Zuvor muss genug Zeit für die "1st Annual Bootleg Music Awards" sein, in denen Shabazz, gekleidet in ein lustiges Interlude, ganz eindeutig klarstellt, was er von ehemaligen Weggefährten wie Kavalier oder Supreme (alias "all the people who shitted on me in the music business") hält. Daraufhin offenbart Shabazz eine weitere Facette: Auf klar strukturierten BoomBap-Produktionen werden einige bekannte Themen abgehandelt: "Hip Pop" ist eine Tirade der Extraklasse gegen den seelenlosen Mainstream - über furztrockenes Instrumental hagelt es über eine zeitlose Hook ("Hip Pop, they tap dance to sell a mil' / While real emcees with skills don't got a deal") bitterböse Schläge gegen Labels und geldgeile Rapper:

"Labels ain't checking for skills no more, they want sex appeal
No publishing checks in the mail
Don't you know when you become a slave to money
That's when you destined to fail
[...]
Stupid, the main niggaz who helped you get on,
The first niggaz you shit on
You'll realize who love you when all ya money's g-idd-one
They're smiling in ya face
Cause right now you're putting cake on their plate
"

Natürlich gilt zumindest ein Track dem eigenen Grund und Boden, hier im smoothen "BKBS" ("Brooklyn Bullshit"), während "Oasis" den existenziellen Wert der HipHop-Kultur für Shabazz, wieder verknüpft mit ein wenig Biographie, erklärt. Im restlichen Teil des Albums tritt dann der Shabazz zutage, den man aus vergangenen Tagen kennt. Es fängt mit dem noch recht unauffälligen "Cremate 'Em" an und geht dann in den Klassiker "Crime Saga" über, Shabazz' ungeschönte Geschichte über Aufstieg und Fall auf dem Pfad, der Verbrechen als Weg aus der Armut wählt. Das eiskalt-realitätsnahe Storytelling, mit dem Shabazz Gewalt und Wahnsinn in Worte packt, findet sich auch in "Thieves In Da Nite (Heist)" wieder, wobei hier mit rauer Stimme und absolut nüchternem Ton die "armed robberies" ausgeführt werden, die Shabazz begeht. Dagegen sieht sogar Lil' Dap wie ein Amateur aus. Die weniger düstere Fortsetzung "Surrender" und "Organized Rime Pt. 2" gehen (auch qualitativ) in dieselbe Richtung, bauen dabei jedoch kein derart intensives Bild vor dem Auge des Hörers auf. Alles, was nun noch fehlt, ist die spirituelle Seite des Shabazz, vielleicht seine stärkste. Neben hier nicht vertretenen Aufnahmen mit den Sunz Of Man sind auf jeden Fall die Zusammenarbeiten mit Baby J zu nennen, in deren Zusammenhang die Anwesenheit von Poetic oder Freestyle (mit dem zusammen Shabazz die Celestial Souljahz bildet) keine Überraschung ist. Vom 1998er "Birth" finden sich zwei Tracks ein: die "War Trilogy" und "The Lamb's Blood", deren Doppelverwendung in beiden Fällen unter Berücksichtigung der herausragenden Qualität kein Verbrechen ist. Mit "Ghetto Apostles" gibt es sogar einen bis dato nur als 12" erschienenen Baby J Beat, der mit u.a. deftigen Rhymes von Poetic genau das hält, was er verspricht. Damit fehlt noch ein Song, der nicht unerwähnt bleiben darf: Vom "Passover"-Skit, der stimmungsaufbauend wie ein JMT-Interlude gelingt, eingeleitet, erbebt unter dem epischen "Street Parables" die Erde, während Shabazz Bibel- und Streetkontext verschmilzt:

"Playing a game of street poker with a Royal Flush
A heart of lust, smoke inhalation from the burning bush
Ghetto Jerusalem, the streets paved with gold
But what profit a man if he shall lose his own soul
Hustling with jewelry like Solomon
In the crystal city, eluding the angel on the pale horse with hell following
"

In erster Hinsicht ist dieses Album eine Darbietung von Shabazz' Qualitäten am Mic. Natürlich umspannen die vertretenen Tracks eine lange Zeit, doch trotzdem ist die Vielseitigkeit der Tracks etwas, das nicht jeder Künstler vorzuweisen hat. Auch wenn es hier fast keine schwachen Stellen gibt, sind es doch die älteren Tracks, jene aus den mittleren bis späten Neunzigern, die die tiefsten Eindrücke hinterlassen. Zu dieser Zeit schien Shabazz von einem anderen Planeten zu kommen. So gesehen ist es natürlich schade, dass es nicht schon 1998 zu einem Soloalbum kam, doch "The Book Of Shabazz" ist mehr als ein guter Kompromiss. Was der Platte letztendlich für die Höchstnoten abgeht, ist eine geschlossene Atmosphäre, die von der Verschiedenheit der Songs (bedingt durch deren Altersunterschied) verschuldet wird. Doch das ändert gar nichts daran, dass man als Eastcoast-Fan schwerlich an diesem Stück vorbeikommt.

8.2 / 10

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