Montag, 15. Februar 2010

Gift Of Gab - Escape 2 Mars


Release Date:
03. November 2009

Label:
Cornerstone Recording Arts Society

Tracklist:
01. E2Mtro
02. El Gifto Magnifico
03. Lightyears
04. Dreamin' (Feat. Del The Funky Homosapien & Brother Ali)
05. In Las Vegas
06. Escape 2 Mars
07. Electric Waterfalls
08. Richman, Poorman
09. Someofthepeople
10. Spotlight
11. Rhyme Travel

Review:
Er ist einer der renommiertesten Emcees der alternativen HipHop-Szene der Westküste: Gift Of Gab verdiente sich seine Lorbeeren in erster Linie als Teil von Blackalicious und zog jüngst in der Dreierformation The Mighty Underdogs die Aufmerksamkeit der Hörer auf sich. Neben anderen Projekten gab es auch schon eine Solo-LP im Jahr 2004. Ganze fünf Jahre später wird der nächste Langspieler veröffentlicht, der wieder einen außergewöhnlichen und abgehobenen Titel trägt: "Escape 2 Mars".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Das ganze Design der Platte sieht nach viel aus, hat aber relativ wenig Bezug zur eigentlichen Musik. Denn Gift Of Gab hat nicht vor, hier irgendwelche verrückten musikalischen Reisen über den roten Planeten zu unternehmen, sondern will unterschwellige Kritik am Verhalten der Menschheit im Umgang mit dem eigenen Planeten anbringen. Unterstützt wird er dabei von zwei Produzenten, nämlich größtenteils DNAEBEATS und außerdem dem Mighty Underdogs-Kumpel Headnodic. Diese Beschränkung in der Zahl der Beatbastler stellt sich als sehr gute Entscheidung heraus und garantiert dem Album ein geschlossenes Auftreten, in dem es Gift Of Gab meist gestattet ist, in Ruhe und Besonnenheit das Mic zu ergreifen. Die meisten Songs bestechen mit warmen Klängen, dezenten Einflüssen von Electronica und angenehm gesungenen Hooks, für die Vivica Hawkins und Bart Davenport aufkommen. Hektik ist ein Wort, das allen Beteiligten fremd scheint: So dirigiert DNAE im "E2Mtro" einen langsamen Einstieg, damit sich jeder mit der Platte anfreunden kann. "Richman, Poorman" ruft neben einer umgreifenden Bassline die verträumten Rhodes von Crown City Rockers-Mitglied Kat010 auf den Plan, während Gift Of Gab in zwei Verses einen herzensguten Armen und einen gefühllosen Reichen portraitiert. Botschaft: Geld alleine macht nicht glücklich. Doch da hört es natürlich nicht auf. Wenn schon der Planet Erde kritisiert wird, dann darf die Stadt der Sünde nicht fehlen. Für "In Las Vegas" muss logischerweise etwas mehr Schwung eingebracht werden, der die Zeilen über den klischeehaften Vegas-Besuch trägt. Besonders tiefgründig will Gift Of Gab gar nicht sein, laut Eigenaussage versucht er auch nicht, hier große Predigten zu halten. Doch die simplen Botschaften bleiben im Kopf, womit der Emcee schon zufrieden sein dürfte. "Esacpe 2 Mars" gibt eine Diagnose der angeschlagenen Mutter Natur, während sich "Electric Waterfalls" mehr der wirtschaftlichen Gier der Menschheit zuwendet. Gäste braucht Gift Of Gab wenige, lediglich in "Dreamin'" zeigt er, dass er auch mit Größen wie Hiero-MC Del The Funky Homosapien und Rhymesayer Brother Ali bestens funktioniert - sogar so gut, dass man es hier mit einem der Highlights zu tun hat. Dazu fehlt "Some Of The People" zwar das gewisse Etwas, doch Headnodic versteht es wieder einmal hervorragend, einen schönen und relaxten Untersatz zu basteln, der mit einer Diashow verschiedener Charaktere von "Some Of The People" bespielt wird. Aussetzer sucht man selbstredend vergeblich, erwähnenswert ist noch "El Gifto Magnifico", das einen aufgeweckt reimenden Gift Of Gab vorfindet, der selbst für die Ohrwurm-Hook aufkommt.

Nach kurzen 40 Minuten hat der Spaß wieder ein Ende, doch enttäuschend fällt das Fazit deshalb keineswegs aus. Gift Of Gab gelingt zwar kein Ausreißer nach oben, doch im großen Hauptfeld kann sich sein Zweitling gekonnt in den vorderen Reihen platzieren. Mit entspannter Gesamteinstellung und mit den zwei richtigen Produzenten im Rücken gerät "Escape 2 Mars" zu einer Scheibe, die zwar durchaus ihre (wenigen) mittelmäßigen Tracks hat, dafür aber weit genug vom HipHop-Alltag entfernt liegt, um als Erfrischung durchzugehen, und die zudem davon profitiert, dass Gift Of Gab (mit seiner angenehmen Stimme) seine Kunst einwandfrei beherrscht. Empfehlenswert.

6.7 / 10

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