Montag, 15. Februar 2010

Cormega - Born And Raised


Release Date:
20. Oktober 2009

Label:
Aura Records

Tracklist:
01. Intro (The 3rd Coming)
02. Girl
03. Love Your Family (Feat. Havoc)
04. Get It In (Feat. Lil Fame)
05. The Other Side
06. Live And Learn
07. Make It Clear
08. Journey
09. Define Yourself (Feat. Tragedy Khadafi & Havoc)
10. What Did I Do
11. Dirty Game (Album Version)
12. One Purpose
13. Rapture
14. Mega Fresh X (Feat. DJ Red Alert, Parish Smith, Grand Puba, KRS-One & Big Daddy Kane)

Review:
Die Wartezeit war schmerzhaft lang, doch nun ist es soweit: Sieben Jahre ist das letzte offizielle Album von Cormega inzwischen alt. Dass ihm bis zum heutigen Tag, im Gegensatz zu vielen anderen, der viel gelobte QB-Sound zugeschrieben wird, liegt aber nicht daran, dass man in der langen Zeit nichts von ihm zu hören bekam: "Legal Hustle" und der "Who Am I" Soundtrack bildeten zwei Stationen, die beide keine Überflieger waren, doch zumindest die Sicherheit gaben, dass Mega immer noch seine Schiene fährt. Nicht zu vergessen der Umstand, dass sein nie veröffentlichtes eigentliches Debüt "The Testament" das Licht der Welt erblickte. Doch große Wellen schlug Mega nie, er blieb der Kerl im Hintergrund, der er schon immer war. Das wird sich wohl auch mit "Born And Raised" nicht ändern.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Dass sich die Scheibe in diesen für den Musikmarkt so schweren Zeiten weitaus weniger verkaufen wird wie die ersten beiden Alben, ist sogar als sicher anzusehen. Und das, obwohl diesmal das bisher wohl namenhafteste Aufgebot an Produzenten hinter Mega steht. Doch wie wir alle wissen, kann ein solches Monster-Lineup dieser Tage gleich einem Kartenhaus einstürzen, da die Großmeister früherer Tage inzwischen nicht immer in Bestform auflaufen. Dabei ging Cormega auf "The Realness" und vor allem auf "The True Meaning" Hand in Hand mit der instrumentalen Atmosphäre, die - zusammen mit seinen einzigartigen Raps - seinen persönlichen Stil ausmachte. Gerade dieses Attribut konnten sich jüngst (an der Zahl zu) viele Künstler nicht mehr auf die neueren Ergüsse retten. Sollte Cormega da etwa die Ausnahme bilden?, oder vergeht hier eine der letzten Eastcoast-Größen, die noch von allen Seiten Respekt genießt? Nein. Denn die erste und auch größte Überraschung an dieser Platte ist Mega's schlafwandlerisch sichere Hand bei der Wahl der richtigen Beats. Das will nicht heißen, dass hier keine mittelmäßigen Tracks zu finden wären, doch das Gesamtbild stimmt. Schon nach dem überflüssigen "Prelude" (gesprochen von Marley Marl) schnürt Bear One ein herrliches "Intro", das alles hat, was man sich von Mega wünscht: eine simple und schöne Piano-Line, federleichte Voice-Samples im Hintergrund und die einzigartige Stimme Cormega's, die wie immer souverän in Szene gesetzt wird. Erzählt wird vom Leben im Ghetto und dem Ehrenkodex der Straße. Dass Cormega die immergleichen Themen interessant zu verpacken weiß, gehört zu seinen Stärken. "Girl" beispielsweise ist mit dem zur Frau personifizierten Coke ein alter Hut, läuft aber trotz des eher schwachen Beats von L.E.S. gut. Doch der Einstieg ins Album verläuft nach dem guten Intro generell noch etwas schleppend (die Havoc-Hook im sonst guten "Love Your Family" hätte nicht sein müssen) und endet erst nach Easy Mo Bee's müdem "Get It In", in dem Fame's Hook deplatziert wirkt. Mit dem Produzieren klappt es für das M.O.P.Mitglied besser: "The Other Side" macht mit seinem Sax viel Boden gut. Was dann in den nächsten Tracks folgt, ist genau das, was man von den ersten Alben kennt, besprüht mit neuem 2009er Lack. Herrlich, wie Large P mit einer einfachen Streicher-Bestückung Cormega die Voraussetzung dafür gibt, wo so viele andere scheiterten (unterhaltsamer BoomBap). QB-Sound à la Mega bietet ebenfalls Ayatollah's "Rapture". Davon lässt sich auch DJ Premier anstecken und macht mit "Make It Clear" nicht weniger als das, wofür man ihn seit jeher schätzt. "Dirty Game" ist zwar schon mehrere Jahre alt, passt hier aber trotzdem gut und mutet ähnlich wie der erste Premo-Track an. Den Pokal für die beste Beihilfe geht trotzdem an Pete Rock, der mit "Live And Learn" (in dem Mega einmal mehr über Realness und Snitch-Dasein referiert) perfekt die bedächtige Stimmung einfängt, die "The True Meaning" so stark machte. Den Abschluss macht ein Monster-Track, der zwar durchaus gut gerät, in dem ein Puba aber nicht auf die Streicher von Buckwild passen will. Außerdem bricht "Mega Fresh X" den roten Faden, den der starke zweite Albumteil bis dato verfolgt hat.

Wer soweit gehofft hatte, hier eine direkte qualitative Fortsetzung der beiden ersten Alben zu finden (auch wenn erneut ein, bei Mega inzwischen wohl zum Programm gehörendes Acapella mit von der Partie ist), der sollte seine Erwartungshaltung überdenken. Gut ist Mega's neues Album, aber überragend gut ist es nicht. Doch immerhin ist es (zumindest im größten Teil) genau auf die Liebhaber des alten Mega zugeschnitten und knüpft da an seine Vorgänger an, wo viele andere Alben 2009 versagten. Damit ist "Born And Raised" selbstverständlich in keinster Weise innovativ. Muss es aber auch nicht, denn insgesamt hat Cormega seine Fähigkeiten sowie seine Relevanz unter Beweis gestellt und ein erfreuliches Album zustande gebracht.

7.1 / 10

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