Samstag, 20. Februar 2010

Capone-N-Noreaga - The War Report


Release Date:
17. Juni 1997

Label:
Penalty Recordings

Tracklist:
01. Intro
02. Bloody Money
03. Driver's Seat (Feat. Iman Thug)
04. Stick You (Feat. Tragedy Khadafi)
05. Parole Violators (Feat. Havoc & Tragedy Khadafi)
06. Iraq (See The World) (Feat. Castro, Musolini, Mendosa & Troy Outlaw)
07. Live On, Live Long
08. Neva Die Alone (Feat. Tragedy Khadafi)
09. T.O.N.Y. (Top Of New York) (Feat. Tragedy Khadafi)
10. Channel 10 (Feat. Tragedy Khadafi)
11. Capone Phone Home (Interlude)
12. Stay Tuned (Interlude) (Feat. Tragedy Khadafi)
13. Capone Bone
14. Halfway Thugs
15. L.A., L.A. (Kuwait Mix) (Feat. Mobb Deep & Tragedy Khadafi)
16. Capone-N-Noreaga Live (Interlude)
17. Illegal Life (Feat. Havoc & Tragedy Khadafi)
18. Black Gangstas (Feat. Tragedy Khadafi)
19. Closer (Feat. Nneka Morton)
20. Capone Phone Home Outro

Review:
Begonnen hat es in den Neunzigern in einer Jugendstrafanstalt: Zwei Jugendliche lernen sich kennen und schließen Freundschaft. Nach der Entlassung formen sich die aus Queens stammenden Kiam Holley und Victor Santiago Jr. zu einem Rap-Duo, das nach berüchtigten Gangstern benannt ist. Einer der gewichtigsten Namen New Yorks ist geboren: Capone-N-Noreaga. Zusammen mit dem guten Freund und wohlbekannten Emcee Tragedy Khadafi nimmt man 1996 das Debütalbum auf, dem außerdem ein Diss-Track Richtung Westküste vorausgeht. Was 1997 schließlich seinen Weg in die Läden findet und "The War Report" getauft wird, ist eines dieser Debüts, die auch heute noch mit Ehrfurcht ausgesprochen werden.

 WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Eine Sache sollte dabei, falls nicht sowieso sonnenklar, notiert werden: "Capone-N-Noreaga" passt als Bezeichnung der Interpreten nicht so ganz. Tragedy's Anteil am Album ist mehr als nur erwähnenswürdig, da seine Beiträge am Album jene von Capone, der aufgrund eines Verstoßes gegen die Bewährungsauflagen vor Abschluss der Aufnahmen wieder in den Bau wandert, übersteigen. Logischerweise finden sich einige Tracks, auf denen nur Noreaga zu hören ist. Die Liste der weiterhin in dieses Album involvierten Personen ist fast zu lange, um sie aufzuzählen: Buckwild, Lord Finesse, Six July, Clark Kent, Charlemagne, Marley Marl oder EZ Elpee produzieren neben Tragedy; doch der Sound, der letztendlich dabei herausgekommen ist, klingt wie aus einem Guss. Gäste gibt es ebenfalls reichlich, hier bleibt man jedoch innerhalb der Ländergrenzen von Kuwait und Irak - den beiden Decknamen der Queens-Neighborhoods QB (Capone) und Lefrak (Noreaga). Damit erklärt sich auch schon der Titel: Der Transfer des Krisenherds im nahen Osten direkt in die Straßengräben von New York fordert Berichterstatter, die der Welt ein Bild von den Frontzuständen vermitteln. Damit liegt natürlich der Vergleich zu unter anderem den QB-Helden Mobb Deep nahe, und in einigen Belangen finden sich auch Parallelen; doch der Kriegsbericht ist kein "Hell On Earth 2". Dass Havoc beim Drum Programming seine Finger im Spiel hatte, schlägt sich trotzdem nieder: Das Instrumental zu "Parole Violators" hätte voll und ganz (vor allem qualitativ) auf "HoE" gepasst: Staubtrockene Snares klopfen an eine stille, düstere Leere, weit entfernt vernimmt man ein klagendes Voice-Sample, das Eastcoast-Herz schmilzt dahin. Am Mic punkten CNN mit Einzigartigkeit: Noreaga ist Latino, und das hört man auch. Dieser Einschlag mischt sich mit der Prägnanz des ostküstlichen Hardcore-Rap und findet sein Gegenstück in Capone und einer hellen, fast heiseren Stimme. Den Rücken hält ihnen ein bärenstarker Tragedy frei, der als Juice-Crew-Mitglied keiner weiteren Musterung bedarf. Damit ist der Weg frei für ein Album, das vor Bomben, Klassikern und Rohheit nur so birst. Noreaga's "Live On, Live Long" ist an den einsitzenden Pone gerichtet:

"So what up Pone, nigga I can't zone without you, think about you
Up at night without my airlight, shine like broad day light to pay price
"

Der Großteil der Lyrics liegt natürlich direkt auf der Straße, doch das außerordentlich starke Band zwischen den beiden Interpreten ist ein Grund für die Stärke der Raps. Aber auch Noreaga's Solos sind traumhaft: Da wäre beispielsweise "Halfway Thugs", von Charlemagne gottgleich finster produziert und natürlich allen Fakes gewidmet. Über "L.A., L.A." muss nicht viel gesagt werden, musikalisch sicherlich keiner der besten Songs, dafür aber inhaltlich Zündstoff. Marley Marl's zweiter Beitrag, das Pone-Solo "Capone Bone", gerät erstaunlich funky für die Scheibe, verliert aber (u.a. dank Drumline) den Bezug zu den anderen Songs in keinster Weise. Songs wie "Blood Money" (dessen Piano-Line man nur einmal gehört haben muss, um sie nicht wieder zu vergessen) oder "Illegal Life" sind thematisch klar abgesteckt und Glanzstücke ihres Metiers. Der Klassiker nicht genug? "T.O.N.Y." als weiteres Monument der Straße oder "Closer" mit einer gut eingebauten R&B-Hook sollten jegliche Bedürfnisse stillen. Den Abschluss findet die Platte im "Outro", in dem der eingesperrte Pone an der Leitung hängt und (nachdem er in "Capone Phone Home" berichtete, wer so alles mit ihm einsitzt) von Nas, Nature und E. Money Bags gegrüßt wird.

Capone und Noreaga haben das Glück, dass alle äußeren Umstände bei diesem Album zu ihren Gunsten stehen: Die Produzenten sind allesamt in Bestform, die Zeit ist die richtige und mit Tragedy Khadafi steht ihnen der richtige Mann zur Seite. Hinzu kommt natürlich das, was CNN selbst mitbringen: Skills und den nötigen Hunger. Das alles führt zielstrebig zu dem Klassiker, den man hier vor sich hat und der bei seiner hohen Trackzahl die Qualität nie schleifen lässt (höchstens das "Capone-N-Noreaga Live" Interlude hätte man sich sparen können). Man stelle sich vor, wie die Dinge, vor allem hinsichtlich eines Folgealbums, verlaufen wären, wenn Capone auf freiem Fuß geblieben wäre. So bleibt "The War Report" ein unerreichtes, zeitloses Meisterwerk, an dem man als Eastcoast-Fan nicht vorbeikommt - keines der besten, doch durchaus ein 5-Kronen-Album.

9.5 / 10

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