Freitag, 19. Februar 2010

Slug & Murs - Felt 3: A Tribute To Rosie Perez


Release Date:
17. November 2009

Label:
Rhymesayers Entertainment

Tracklist:
01. Protagonists
02. Felt Chewed Up
03. Get Cake
04. Bass For Your Truck
05. Like You
06. Permanent Standby
07. Kevin Spacey
08. Ghost Dance Deluxe
09. Revisiting The Styleetron
10. Whaleface
11. Glory Burning
12. Henrietta Longbottom
13. She Sonnet
14. Felt Good
15. Deathmurdermayhem
16. The Prize
17. G.I. Josephine
18. The Clap
19. We Have You Surrounded
20. Give It Up
21. Paul Reubens

Review:
Die Marke Felt genießt nahezu Kulstatus. Nicht etwa, weil die zwei bisher veröffentlichten Alben Klassiker wären, sondern schlichtweg aufgrund des Konzepts hinter der ganzen Geschichte: Slug und Murs, gleichermaßen Indie-Größen und jeweils einem nicht weniger bekannten Camp zugehörig, kommen im gemeinsamen Ziel, die Aufmerksamkeit von Schauspielerinnen aus der zweiten Reihe zu erhaschen, zusammen und kreieren so Kollaboalben mit jeweiliger Widmung. Bisher kamen Christina Ricci und Lisa Bonet zu der Ehre einer LP. "Felt 3" geht an Rosie Perez, und wo die ersten beiden Scheiben mit The Grouch bzw. Ant jeweils einen eigenen Produzenten im Rücken hatten, konnte auch hier höchstinteressante Unterstützung gewonnen werden: Diesmal ist der Dritte im Bunde niemand Geringeres als Aesop Rock.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Dieser vollwertige Dritte wirkt sich nicht unerheblich auf das Erscheinungsbild des Albums aus. Was laut Murs und Slug zu einer besseren Harmonie führte, war die Tatsache, dass der Produzent diesmal neutral zwischen den beiden Hauptakteuren steht, wohingegen Grouch aus Murs' direktem und Ant aus Slug's unmittelbarem Umfeld stammt. Doch ganz unabhängig davon werden alle, die Aesop Rock kennen, wissen, dass man sich hier auf weitaus sperrigere Gebilde einzustellen hat, als das auf den vorigen beiden Scheiben noch der Fall war. Auch die Spielzeit hat sich nunmehr konstant gesteigert, gegenüber dem zweiten Teil wurde eine satte Viertelstunde draufgelegt. Allen, die aus diesem Album schnell und nebenbei schlau werden wollen, sei gesagt: "Felt 3" braucht seine Zeit. Erst, wenn man sich beim Einsetzen von Aesop's Gitarren im Opener "Protagonists" mit einem zufriedenen Lächeln der Gesichtsmuskulatur konfrontiert sieht, fängt die Platte an, zu zünden. Dazu wird von S&M sofort klargestellt, wo nun die Aufmerksamkeit der Hörerschaft zu liegen hat. Denn es folgt eine lyrisch hochwertige Darbietung, gespickt mit Sarkasmus, Süffisanz und frei von jeglichen Erwartungen, die etwa ein Atmosphere-Fan der Platte unterstellen könnte. Natürlich kommt auch der Geschichtenerzähler Slug zum Vorschein, etwa im düsteren "Permanent Standby" (wobei sich Aesop den Avril-Lavigne-Voice-Cut hätte sparen können), das die irgendwie vertraute Szenerie eines Mädchens, das des öfteren die falsche Wegabzweigung nimmt und sich von Drogen sowie zwielichtigen Typen umringt sieht, modelliert. Hier kopiert selbst Murs den Slug'schen Stil. Trotzdem halten sich die beiden Emcees die Waage, obwohl die Produktionen Murs auf den ersten Blick besser zu Gesicht stehen. Doch selbst in nach vorne preschenden Bangern wie "Revisiting The Styleetron" (welches großartiges Rap-Ping-Pong spielt) verliert Slug nie den Anschluss. In "Henrietta Longbottom" werden Gerüchte über besagte Henrietta in irrwitzige Höhen getrieben, "Like You" zeigt S&M dagegen als die alltäglichen Kerle, die sie sind, während Aesop immer die passende Untermalung findet. Meist geht er dabei in eine rockige oder eine elektronische Richtung. Fehltritte unterlaufen ihm dabei nur wenige: "Bass For Your Truck" ist kein Muss, dazu kommen die Interludes (bzw- kurzen, Interlude-artigen) Stücke ("Kevin Spacey", "Felt Good", "The Clap"), die allesamt das Niveau nach unten ziehen. Lediglich "Get Cake" setzt sich durch strikte Eintönig- und -gängigkeit durch. Eigentherapie gibt es mit "Deathmurdermayhem", in dem angestaute Aggressionen abgelassen werden, mit "We Have You Surrounded" hingegen wird den Fans ("I write a song about life and dirt / So I can ride along with you when you driving to work") ein Geschenk gemacht. Abschließend gibt es mit "[b}Paul Reubens[/b]" (man beachte, dass entgegen der ersten beiden Scheiben diesmal zwei Schauspieler, nicht etwa Musiker, einen Track abbekommen) noch ein Schmankerl, für das ein paar Seitenhiebe gen Mainstream ausgeteilt, die eigenen Qualitäten nochmals betont werden und bei dem Slug auch schon ankündigt, wie es weitergehen wird:

"I guess the moral is, stick a fork in it
We got more to give, you fortunate
You fucking with a legend and these members of the orphanage
Organisms that were born for this
First we make the people feel quite right
And then I'm working on a sequel to Zeitgeist
So push up the light, peace, nighty night
Stay tuned, number four, tribute to Heidi Fleiss
"

Die Erwartungen bei einem Dreigespann wie dem hiesigen sind natürlich hoch, doch sie wurden auch erfüllt. Zwar wäre wohl noch mehr drin gewesen, doch im schwachen Jahr 2009 sollte man mit diesem Produkt mehr als zufrieden sein. Kritik findet sich wenig: Die Interludes hätten gestrichen und ganz generell auch die Spielzeit etwas komprimiert werden können. Demnach finden sich nunmal einige unnötige Tracks, außerdem stellen sich gegen Ende (trotz des hervorragenden Ausstiegs) Ermüdungserscheinungen ein. Den Spaß, den die Aufnahmen gemacht haben müssen, hört man trotzdem beständig durch. Deshalb, und weil "Felt 3" sowieso nicht komplett in Worte gefasst werden kann, sei jedem geraten, einfach selbst reinzuhören, denn Murs, Slug und Aesop schrammen haarknapp an den vier Kronen vorbei.

7.0 / 10

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