Samstag, 20. Februar 2010

Bloodline - Let The Blood Spill


Release Date:
17. November 2009

Label:
Black Mass Ritual

Tracklist:
01. Blood In
02. Open The Gates
03. Deadly Remedy (Feat. Little Vic)
04. Hollow Groundz (Feat. Wally Worm / Qualm)
05. Inhale The Danger 2009
06. Tales from The Crypt (Feat. Mr. Morbid)
07. Eternel Madness (Feat. Dr. Ama / Dark Skinned Assassin)
08. Infect Ya Heart
09. Warlordz (Venom Solo)
10. 4th Chapter (Feat. Eternel & Apacalypze)
11. Stab Woundz (Feat. Eternel)
12. Salems Lot (Feat. Eternel & Jnyce)
13. Riddle Of Steel
14. Sign Of The X (Feat. Planet X)
15. Bleeding Season (Feat. Knowledge & Kid Fade)
16. Let The Blood Spill
17. Torture Rap
18. Winds Of Plague
19. Resurrection (Feat. Jak Progresso)
20. The Last Breed (Feat. Shallow Pockets)
21. Blood Out

Review:
Man darf es ganz offen zugeben: Das Horrorcore-Viertel der Eastcoast-Gemeinde ist nicht gerade ein dicht bevölkerter Ort. Sogar im Nachbar-, dem Hardcore-Viertel leidet man dieser Tage an Unterbevölkerung. 2009 sucht man nach neuen Wegen, die von HipHop gen Innovation führen, oder aber man hält sich an gepflegten, bekömmlichen BoomBap. Und dann sind da noch Bloodline: Lord Lhus, Malikiah und Venom begrüßen die Hörerschaft mit einem Cover, das einerseits eine unmissverständliche Sprache spricht, andererseits aber auch die Möglichkeit einer unseriösen, aufgesetzten Peinlichkeit offenlässt, sie sogar nahelegt. Doch mit dem Cover von "Let The Blood Spill" sollte man sich nicht lange aufhalten.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Denn "Let The Blood Spill" bietet weitaus mehr als ein paar Proleten, die mit blutigen Lyrics um sich werfen und ihre mörderischen Metzger-Fantasien ausleben. Doch eines sollte klar sein: Der Lord Lhus, den man vom diesjährigen Snowgoons-Album kennt, ist hier weitesgehend abwesend - Bloodline nehmen ihre Rolle als blutdurstiges Horrorkabinett durchaus ernst, was auch Gäste wie Psych Ward oder Jak Progresso rechtfertigt. Falls man ein Thema sucht, das dieses Album zusammenhält, dann ist es nunmal Blut - hauptsächlich in vergossener Form. Abgesehen davon, dass sich alle drei Emcees in Sachen Skills keine groß Kritik gefallen lassen müssen, ist der Vorwurf des etwas plumpen Inhalts nicht ungerechtfertigt, schließlich sind die gebotenen Lyrics nicht so kunstvoll wie etwa bei einem Vinnie Paz anno 2000. Ihren Trumpf spielen Bloodline anderswo aus - nämlich auf Seiten der Produktion. Von den durchwegs unbekannten Produzenten, die zumeist auch aus dem direkten Umfeld stammen, sticht der Franzose Al'Tarba, den der eine oder andere inzwischen schon kennen wird, als bekanntester heraus. Besagte Beats rechtfertigen erst die Einordnung des Albums unter die Bezeichnung "Horrorcore" und hinterlassen dabei auch ein dickes Ausrufezeichen. Ganz gleich, was Tarba und Eternel (beide von Planet X) bisher vorzuweisen hatten, hier hat man es mit ihren bis dato düstersten, kraftvollsten und somit besten Produktionen zu tun. Die Atmosphäre schwankt zwischen vereinzelt auftretenden, dramatisch aufgestellten Eastcoast-Bangern - als Beispiel sei hier "Warlordz" genannt, das in dieser Form auch auf einem Snowgoons- oder AOTP-Album zu hören hätte sein können - und unheilvoll finsteren Kunstwerken, die den Hauptteil der LP stellen. Auch hier reicht die Spanne von pompösen Gebilden zu ruhigeren, dafür aber nicht weniger scharfen Tracks: Dass für den Meister seines Faches, Jak Progresso, (dessen Auftritt gleichermaßen verwunderlich sowie erfreulich ist) schlichte Piano-Klänge gewählt wurden, ist beispielsweise genau die richtige Entscheidung. Dass Bloodline von Jak gnadenlos in den Schatten gestellt werden, ist dabei keine Schande für die Gastgeber. Dem gegenüber stehen Tracks wie "Open The Gates", das wie die AOTP nach einem Besuch im Fegefeuer klingt: Chorgesang und dezenter Bläsereinsatz seitens Al'Tarba, grimmige Raps und Mitgröl-Chorus von Lhus, Venom und Malikiah. Im pechschwarzen "Tales From The Crypt" findet sich ein Shabazz-Sample aus "Diary Of A Madman", anderswo ist Sticky Fingaz zu vernehmen, was einerseits zeigt, wo sich Bloodline selbst einordnen, andererseits auch wunderbar ins Album passt. Dass die LP zu lange dauert, merkt man im forgeschrittenen Durchlauf - obwohl die Qualität nicht nachlässt und Bloodline seitens der Instrumentals alles tun, um den Hörer glücklich zu machen: "Infect Ya Heart" leise und geradezu melancholisch, "Eternel Madness" laut, aggressiv und brachial. Auch die passenden Gäste (Dr. Morbid mit einem starken Auftritt, Savage Brothers, Planet X und Psych Ward als Bekanntenkreis, Dr. Ama und Little Vic für etwas Abwechslung) werden richtig dosiert zum Einsatz gebracht. Nur kommt es einer unmöglichen Aufgabe gleich, ein solches Album über 21 Tracks hinweg fesselnd zu halten. Da fallen die kleinsten Schwächen auf; und mit "Let The Blood Spill" schleicht sich dann auch einer dieser unnötigen Metal-Bastarde auf die LP. Gerade deshalb verwundert es, wieviele Kracher zu finden sind: "Sign Of The X", ein Geniestreich von Tarba (der klar als Sieger unter den Beatmakern hervorgeht), donnert durch die Gehörgänge, dicht gefolgt von Vokab's nicht minder eindringlichem "Deadly Remedy". In ähnlicher Form setzt sich das ganze Album fort und endet mit "The Last Breed" (bzw. dem perfekt gewählten "Blood Out"-Outro) so stark, wie es angefangen hat.

Dass es zu einem Album wie diesem kommen würde, war nicht unwahrscheinlich, schließlich lässt sich das offizielle Debüt von Bloodline auch mit dem vergleichen, was bisher von Psych Ward zu hören war. Doch 2009, und gerade außerhalb des eigenen Bekanntenkreises, sucht "Let The Blood Spill" erfolglos nach Konkurrenz. Die Lyrics mögen oberflächlich und wenig variationsreich sein, doch das müssen sie gar nicht. In der Tat sinnvoll gewesen wäre allerdings, einige Songs - vor allem den Titeltrack - zu streichen, somit die Qualitätsdichte zu ehöhen und das Album in den Rahmen setzen, in dem man es voll genießen kann, ohne gegen Ende Ermüdungserscheinungen zu erleiden. Das hindert Bloodline knapp am Überschreiten der 4-Kronen-Marke, doch wer mit härterer Gangart sympathisiert, für den ist "Let The Blood Spill" ein unbedingter Tipp.

7.4 / 10

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