Samstag, 20. Februar 2010

Outerlimitz - Suicide Prevention


Release Date:
30. August 2005

Label:
Galapagos4 Records

Tracklist:
01. Good Mourning
02. Answers
03. Prevention
04. Nightmare
05. Packaged In Plastic
06. Still Dreamin'
07. Greater Things
08. He.llix
09. OL19.com
10. Hypnotic
11. Frozen Sky
12. Mountain Lions
13. Other Side Of Nothing
14. On The Inside Out

Review:
Die Gruppengeschichte von Outerlimitz reicht länger zurück, als es zuerst den Anschein haben mag. 1998 veröffentlichte eine Chicagoer Truppe namens Outer Limits ihr Debüt, "Wrong Actions For Right Reasons". Ein Album, für das das Wort "selten" fast nicht mehr zutrifft, da es eigentlich heutzutage unerreichbar ist (ironischerweise besitzt nicht einmal mehr Qwazaar selbst eine Kopie davon). Inzwischen besteht Outerlimitz aus Qwazaar, He.llsent und Silence (beigetreten 2001), damals jedoch waren noch Psylock, Lord Maniacal und Infinite mit von der Partie. Doch genug der Gruppengeschichte, für das Debüt der "neuen" Outerlimitz-Formation ist sie nicht zwingend notwendig - dass hier qualitativ hochwertige Ware drinsteckt, deutet schon das Label Galapagos4 an.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Angekündigt wird diese Scheibe als Vordenker, als Ausbruch aus dem gewöhnlichen BoomBap-Käfig. Eine große Aufgabe, der sich Silence da stellt. Doch die Zeichen stehen gut: Schließlich spricht sowohl die eigene Geschichte als auch die damit schon inbegriffene Labelheimat G4 für progressiven, intelligenten HipHop. Und OL setzen mit "Suicide Prevention" einen ganz dicken Punkt hinter diese Qualitätsbescheinigung. Wenig vergleichbar mit anderen G4-Releases, ebensowenig vergleichbar mit jeglichen anderen Platten, die im HipHop-Regal zu finden sind, ist dieses Album in der Tat ein Wegweiser in Richtung Abwechslung. Gleichsam geben OL ein Statement voller Musik, die teilweise so tiefschwarz illustriert wurde, dass einem die Luft wegbleibt. Mit dem Duo Qwazaar/He.llsent haben sich dafür genau die Richtigen gefunden: Die Chemie stimmt zwischen den beiden High-School-Freunden sowieso, doch erst das Zusammenspiel aus He's aggressiv herausgeschleuderten Raps und Qwa's melodischeren, beizeiten deliriösen Reimketten sorgt am Mic für das gewisse Etwas. Hinter den Kulissen herrscht Silence ganz alleine, dafür aber umso rigoroser: Was hier alles in die Schlacht geworfen wird, garantiert verschiedenste Hörerlebnisse. Silence's bester Freund im Kampf gegen die Eintönigkeit ist dabei ein gesunder Einschlag in elektronische Gefilde und dessen gekonntes Einweben in die Drum-Gerüste, bei denen ebenfalls viel gespielt wird. Wo "Packaged In Plastic" noch wie ein auf Drums reduziertes Mülltonnenkonzert in Silence's Hinterhof gegen Fake-Rapper wettert - und dabei trotzdem schweren Replay-Wert entwickelt -, stellt "OL19.com" die erzürnt spuckenden Qwa und He vor eine grimmig-elektronische Sound-Leinwand. In anderen Momenten wischt Silence die stürmischen Elemente weg und zaubert ein herrlich ruhig-atmosphärisches Instrumental wie "Still Dreamin'", dem warme Bässe und ein weiteres Durchatmen in "Greater Things", das die Eingeschränktheit des eigenen Bewusstseins vor metaphysische Gedanken stellt, folgen. "Other Side Of Nothing" setzt Qwazaar perfekt in Szene, "Mountain Lions" legt mit einer Mischung aus rasanten Claps und tiefem Hörnerschall die Basis für eine Rap-Show der Extraklasse und eines der Highlights der Platte, das man zudem auch noch schwer aus dem Kopf bekommt. Stehen diese Tracks Qwa besser zu Gesicht, halten sich die beiden Hauptdarsteller am Mic bei den düster-harten Tracks die Waage: Schon im mit bedachten Piano-Klängen bestückten "Good Mourning" wird eine bedrückende Atmosphäre aufgebaut, die sich im ersten, von Silence statisch aufgeladenen und von Presyce mit starken Cuts versehenen Brecher "Answers" entlädt und die dann in den folgenden zwei Stücken einen jähen, einzigartig-monumentalen Gipfel erreicht. Für "Prevention" entleiht sich Silence seiner Folterkammer stahlharte Drums und Weltuntergangs-Sound, der von Golda Supernova mit schauerlich gutem Gesang in "Nightmare" übergeleitet wird - einen Song, der in seiner abgrundtiefen Düsterheit den Hörer fesselt und ihn erinnert: Hier sind Künstler am Werk.

Mit dem Beitritt von Silence in die Gruppe und der Festlegung auf die Besetzung der Gruppe, wurde ein Trio geschaffen, das enormes Potential hat und dieses auch zu nutzen weiß. Die Emcees Qwazaar und He.llsent im Verband sind wie geschaffen für eine harte, aber stimmungsschwangere Gangart - und Produzent Silence liefert genau das. Dank vieler kreativer, origineller und vor allem aus der Electro-Ecke herrührender Elemente ist auch der Innovationsanspruch voll und ganz gerechtfertigt. "Suicide Prevention" ist kein perfektes Album, aber dennoch ein einzigartiges, das teils schwindelerregende Qualitätshöhen erreicht. Vergleichbare Scheiben zu finden fällt da schwer. Vielleicht ein neues Album von OL. Mit ihrem offiziellen Debüt jedenfalls knacken sie knapp die 4,5er-Marke.

8.5 / 10

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