Montag, 15. Februar 2010

White Lotus - Formless Kung-Fu


Release Date:
September 2008

Label:
Eigenvertrieb

Tracklist:
01. Pai Mei's Lessons
02. Falling From Hands Of Gods (Feat. Cosmic Crusader)
03. Crippled Beggas (Feat. Begga Ooh, Long Ace & Dragon Fly)
04. Street Rings (Feat. Darkim Be Allah, Crucial The Guillotine & Tragic Allies)
05. Training Sequence (Interlude)
06. Ginsu Karaté
07. Crazy Horsemen Of The Apocalypse (Feat. The Lost Children Of Babylon & Tragic Allies)
08. Hymns Of A Ghostly Priest (Feat. Lotus Clan a/k/a D.K.G.A.)
09. Formless Kung Fu
10. Paper Crane Technique (Feat. SeraphGuard)
11. Shadow Portraits (Feat. Loke & Morning Star)
12. Foundation
13. Pathways (Feat. Wisemen, Crucial The Guillotine, Rasul Allah & Richard Raw)
14. The Rain Marker
15. Water Spike (Feat. Lotus Clan a/k/a D.K.G.A.)
16. Interlude
17. Seventh Crown Chamber
18. Wandering Ghost (Feat. Lotus Clan a/k/a D.K.G.A.)
19. The Sleeping Fist (Feat. Sleep Sinatra, Killer Falcon, Nova Kane & SeraphGuard)
20. Windbreaker
21. Moon Flowers In The Attic (Feat. Eridanus) / Dart Landscape (Feat. The Lost Children Of Babylon) (Bonus)

Review:
Wer im Underground sucht, der findet. In diesem Fall White Lotus. Aus Calgary in Kanada kommt dieser Herr, der sowohl Emcee als auch Producer ist. In seiner Funktion als Vorstand der White Lotus Society repräsentiert er ein ganzes Kollektiv voller Künstler mit exotischen Namen, die zwar in Kanada sitzen, allerdings rege Verbindungen zu den Lost Children Of Babylon (selbst Teil der Society) und diversen Namen aus dem Wu-Tang-Umfeld pflegen. 2007 gab es bereits zwei Alben der kompletten Gruppe, nämlich "The Lotus Society Vol. 1 & 2", die dem Hörer als Vorstellung dienten. Nun droppt White Lotus sein Solo-Album, "Formless Kung-Fu", exklusiv und nur erhältlich über seine Myspace-Seite.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Viel geändert hat sich im Verlgeich zu den beiden "The Lotus Society"-Teilen nicht: Auch hier findet ein großangelegter Auflauf der schwertschwingenden Wortakrobaten, die schon dadurch unterhalten, dass man ihre Namen einen nach dem anderen vorliest, statt. Am häufigsten vertreten ist White Lotus' eigenes Unterkollektiv, der Lotus Clan alias Dread Knaut Ghost Army. Bei all diesen Namen wird wahrscheinlich jeder, der mit der Lotus Society nicht vertraut ist, unsicher darüber sein, wo er den Sound einzuordnen hat. Dabei lässt es sich recht gut auf den Punkt bringen: White Lotus liegt teilweise sehr nah am glorreichen Wu-Tang Sound, baut dabei jedoch seinen eigenen Stil aus. Besagter Wu-Tang Sound ergibt sich daraus, dass hier eine Prise Eastcoast als Fundierung gelegt wird, diese mit einer Unzahl an Samples aus Martial Arts-Filmen geziert wird und auch sonst darauf geachtet wird, dass sich der Hörer durchgehend so fühlt, als befinde er sich in einem Shaolin-Kloster. Die Drumlines sind dabei jedoch nicht so hart wie beim Wu-Tang Clan seinerzeit, dafür wird sehr viel mit Streichern und gepitchten Voice-Samples gearbeitet. White Lotus' Rap-Stil passt perfekt ins Bild, da er formlos flüssig ist und trotzdem das Quäntchen Unsauberkeit besitzt, das einem solchen Release innewohnen muss. Und auch wenn White Lotus den Großteil seiner Beats selbst produziert, findet man in "Falling From Hands Of Gods" einen Beitrag von Bronze Nazareth, zu dem ebenfalls beste Connections bestehen. Mit Bronze in Bestform ist es ein Genuss, wie gut dieser Song (gespickt mit einem Auftritt von Cosmic Crusader von den LCOB) funktioniert. Die ehemaligen Beggaz und jetzigen Hidden Aspects finden sich auf "Crippled Beggas" ein, das wie ein Soundtrack zu einem Kung Fu-Flick anmutet. Epische Streicher und ferne Choräle untermalen "Pathways", einen Posse-Cut, auf dem die Wisemen aus Detroit und großartig aufgelegte Poeten und Mitglieder der LCOB zugegen sind. Doch White Lotus kommt auch ganz allein bestens zurecht: "Ginsu Karaté" lebt von seinem Voice-Sample, während das schwermütige Instrumental zu "Formless Kung-Fu" die (trotzdem vollauf passenden) Raps in den Hintergrund drängt und so eine dichte Atmosphäre aufbaut. Die beste Pitch-Voice Einlage serviert jedoch Loke, der "Shadow Portraits" produziert, eine großartige Show aus wehmütigem Sample und tiefgreifenden Raps. Wer es nicht schon aus den Track-Titeln abgeleitet hat (die für sich genommen schon unterhaltend sind), dem sei gesagt: Die Rhymes der Lotus Society schweben auf der abstrakten Wolke Sieben, wobei natürlich die Anlehnungen an diverse Kampftechniken nie aus den Augen verloren werden. Auch wenn es schwer ist, Highlights auszumachen, hier noch ein paar Erwähnungen: Das schneidende "Crazy Horsemen Of The Apocalypse" ist nicht nur aufgrund der Features hörenswert, ebenso wie das trockene "Street Rings". Und während "Wandering Ghost" seine Streicher zu einem düsteren Kopfnicker zusammenbindet, ergeht sich White Lotus in "The Rain Maker" in weichen Klängen, die man auch Bronze Nazareth in die Schuhe hätte schieben können.

"Formless Kung-Fu" hat zwar eine kleine Zahl mittelmäßiger Tracks, macht diese jedoch durch die Masse der guten wett. Der Sound dieses Kollektivs, der zweifelsohne von White Lotus stark mitgeprägt wurde, sollte nicht nur für Wu-Tang Fans sehr interessant sein. Im schwachen Jahr 2008 mausert sich White Lotus damit unter die Top-Alben. Da dieses Kollektiv außerdem auf den ersten Blick wie ein Loch ohne Boden erscheint, gibt es mehr als genug Material für hungrige Fans. Doch als erster Überblick sowie als konstant gelungenes Album sollte man vorerst hier zugreifen. "Formless Kung-Fu" hält, was Titel und Cover versprechen. Kanada trägt hiermit einen weiteren, starken Aspekt zum erweiterten Wu-Universem bei.

8.1 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen