Sonntag, 14. Februar 2010

Marco Polo & Torae - Double Barrel


Release Date:
29. Mai 2009 (D) / 02. Juni 2009 (US)

Label:
Duck Down Records

Tracklist:
01. Intro (Feat. DJ Premier)
02. Double Barrel (Feat. DJ Revolution)
03. Party Crashers
04. Smoke (Feat. Lil Fame & Rock)
05. Lifetime (Feat. DJ Revolution)
06. But Wait
07. Rah Rah Shit
08. Danger
09. Stomp (Feat. Guilty Simpson)
10. Coney Island
11. World Play
12. Hold Up (Feat. Masta Ace & Sean Price)
13. Get It
14. Crashing Down (Feat. Saukrates & S-Roc)

Review:
Da ist sie also schon: die albumlange Zusammenarbeit von Marco Polo und Torae, zwei Künstlern aus der allbekannten Underground-Loge. Natürlich im klassischen 1MC/1Procuder-Muster. MC Torae spielte sich dabei erst Anfang 2008 so wirklich ins Game, als er mit dem Streetalbum "Daily Conversation" den Vorreiter für ein bis dato noch nicht erschienenes Soloalbum veröffentlichte. Dafür gibt es ja nun dieses Werk hier. Marco Polo kennt man schon länger, nicht erst seit seinem 2007er Produzentenalbum. Nebst gegenseitigen Features verbrachten die beiden unter anderem die eMC-Tour gemeinsam. Im Rahmen der Erweiterung auf ein allgemeines Ostküsten-Label ist es Duck Down Records, das dem Duo eine Heimat bietet, wenn es heißt: "Double Barrel".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Eigentlich eine Frechheit, dass Alben, die sich einmal mehr der Golden Age verschreiben, immer noch als the unconventional route verkauft werden. Doch man will sich nicht schon im Voraus beschweren, immerhin war Marco Polo einer jener Jungs, die es immer gut verstanden, den alten Sound ansprechend zu verpacken. Wieso die beiden allerdings ein völlig sinnfreies Premier-"Intro" brauchen, um ihre Realness zu unterstreichen, sollten sie sich ernsthaft fragen. Nötig haben sie es eigentlich nicht. Denn auch wenn Torae nicht gerade der Top-Emcee ist, so ist er doch genau das, was man als soliden Handwerker am Mikrofon bezeichnen würde. Gemäß des beschriebenen Mottos ist eine Party mit den "Party Crashers" Torae und MP also kein regulärer Club-Ausflug mit Pop-Programm, sondern eine Sitzung der Real-Keeper. Eingeladen sind einige schwergewichtige Namen: DJ Revolution, der im Hintergrund an den Turntables steht, ebenso wie eine Auswahl an respektierten Emcees. Da wäre zum Beispiel die eher raubeinige Triole mit M.O.P.-Schreihals Lil Fame und Donnerstimme Rockness, die Marco neben ein Hörner-Aufgebot setzt. Über Torae's Hook sei dabei einmal hinweggesehen. Der nächste Dreier am Mic läuft noch besser, wenn in "Hold Up" die Hook zusammengecuttet wird und Tor sich mit Sean Püü und Ace in einem bassbetonten, minimalistischen Instrumental ergeht. Über das ganze Album hinweg überzeugt Marco weniger durch herausstechende Beats als durch Konsistenz. Wo die Highlights fehlen, bewegt sich auf der anderern Seite jeder Beat mindestens im guten Mittelmaß. Trotz der vor den Latz geknallten Worte von Torae und der mit Drums gut gesättigten Instrumentals ist "Double Barrel" also überwiegend nicht gefährlich - vielmehr hat man es hier mit einer Dreiviertelstunde unverzerrten Kopfnickens zu tun. Einzige Ausnahme bildet "Crashing Down", der sehr ruhige Abschluss, für den MP seine ganze Klasse ausspielt. Dieses ruhige Ende ist auch genau das Richtige, da man zuvor bei Songs wie "Rah Rah Shit" oder "Danger" (zwei der besten Stücke der LP) durchaus das Volumen ein wenig aufdrehen kann. Auch der Titeltrack "Double Barrel" gehört auf dieses Niveau und bedarf somit keiner weiteren Kritik. Selbige auf diesem Album anzubringen, fällt schwer. Torae und Marco servieren genau das, was man erwarten durfte, und gehen dabei keine Experimente ein. Sämtliche Gäste lassen sich ebenfalls rechtfertigen; auch ein Guilty Simpson passt hervorragend zu Marco's Unterlagen - siehe "Stomp". Da ernsthafter lyrischer Gehalt nicht zu erwarten war und auch nicht gepasst hätte, darf sich diesbezüglich niemand beschweren. Torae's "Word Play" jedenfalls ist im Großen und Ganzen akzeptabel. Um für "Coney Island" die Flagge hochzuhalten, reicht es auf jeden Fall.

Wie für so viele Alben, gilt auch in diesem Fall: Mit der richtigen Erwartungshaltung kann man hier vollauf zufrieden sein. Wer von Marco Polo und Torae ein kleines Meisterwerk erwartet hat, kann nur enttäuscht werden. Was man sich dagegen erwarten sollte, ist ein starkes Album, ohne Großtaten, dafür aber mit sehr viel sauberem BoomBap und durchgehendem Kopfnick-Faktor. Man mag Torae's Fähigkeiten am Mic kritisieren, im Endeffekt jedoch ist er ein Emcee, der sehr gut zum hier gebotenen Sound passt. Damit sind MP und Tor in der Tat ein harmonierendes Duo, die mit ihrem Album durch Gründlichkeit punkten. "Double Barrel" ist besser als viele Alben dieser Zeit, nicht ganz so gut wie "Port Authority" und alles in allem für alle Ostküsten-Fans empfehlenswert.

6.7 / 10

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