Sonntag, 14. Februar 2010

Mr. SOS - How I Learned To Stop Worrying And Love The Bomb


Release Date:
02. Juni 2009

Label:
QN5 Music

Tracklist:
01. Apocalyptic Doomsday
02. 2013
03. Work (Feat. Zero Basement)
04. Bionic
05. Dr. Strangelove
06. Save You
07. The Balance
08. I Can't Sleep
09. What's MK Ultra?
10. The Young & The Innocent (Feat. Cashmere The Pro)
11. Exposé
12. Time Capsule (Feat. Steph)
13. Welcome To The Future (Chew Fu's Bionic Remix) (Bonus)

Review:
QN5's nächster Auswurf ist in vielerlei Hinsicht interessant: Es handelt sich um das erste Album von Mr. SOS, der vielen als Ex-Mitglied der CunninLynguists bekannt sein dürfte. Fristete er in der Zeit seiner Mitgliedschaft das Dasein des unbekannten Dritten hinter Kno und Deacon, so konnten die CunninLynguists später ihren Erfolg noch erheblich ausweiten, während es um SOS still wurde. Doch der Emcee aus Atlanta war nicht untätig: Als Vorbereitung auf sein Album gab es zwei Teile der "SOS For President"-Mixtapes und eine EP namens "The Pre-Op". Nun allerdings, ohne großen Vorlauf und ohne Verschiebungen, hat er die Bühne mit "How I Learned To Stop Worrying And Love The Bomb" für sich alleine.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Bei einem Titel wie diesem ist es unschwer zu erraten, wo SOS sich inspirieren ließ. Laut Eigenaussage entschied er sich für diesen Titel, da sowohl der Film als auch sein Album vom Ende der Welt handeln. Deshalb sitzt SOS auch mit dem Finger auf dem Knopf auf seinem Cover. So wirklich apokalyptisch ist das Album natürlich nicht, politisch angehaucht jedoch schon - das war auch zu erwarten. Der Sound hingegen hat mit dem Weltende rein gar nichts zu tun, und obwohl alle möglichen Personen die Instrumentals zusammenschrauben, ist das Gesamtbild mehr oder weniger typisch für ein QN5-Release. Gäste werden im beschaulichen Rahmen gehalten, der Trackzahl ergeht es nicht anders. Und damit liegt SOS genau richtig: "HILTSWALTB" hat genau die richtige Länge und bietet genau die richtige Dosis SOS, um den Emcee, falls noch nicht geschehen, auf eine Sympathie-Stufe mit anderen QN5-Künstlern (die Rede ist in erster Linie natürlich von den CL) zu heben. Generell lässt sich vermerken, dass SOS bei Kno und Deacon gelernt hat: Verdächtige Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Eine Mischung aus politisch motivierten Tracks und ernsten, persönlichen Stücken macht den Hauptteil aus, während sich SOS nicht scheut, auch ein Instrumental auf sein Album zu lassen. Die politische Gesinnung ist dabei nichts besonders: Der amerikanische Staat wird scharf ins Kreuzfeuer genommen. Schärfer vielleicht sogar, als es bei den meisten Conscious-Rappern der Fall ist - das "MK Ultra"-Programm der CIA wurde (korrigiert mich, wenn ich falsch liege) noch nie auf einem Song thematisiert. Auch sonst wird dem Staat eine totalitäre Ader vorgeworfen, die gleich ins Arbeitsleben projiziert wird: "Work" spielt aus der Sicht des Angestellten und verurteilt einmal mehr die für SOS existierende korporative Arbeitgeber-Maschinerie. Doch er kann nicht nur kritisieren, SOS gibt auch einen Ausblick in die Zukunft, was schließlich sein eigenes Albummotto ist. So wird im Opener "Apocalyptic Doomsday" gleich die Welt gen Untergang geschickt:

"A storm is brewing off in the Atlantic and it's mammoth
Enough to conquer the planet by the dawn of the sabbath
[...]
With damaging winds enough to wipe the planet of sin
Again and again, welcome to the end of the end
Apocalyptic doomsday causing a flood
Turning bodies to mud in a tsunami of blood
"

Lustigerweise beginnt der musikalische Einstieg beileibe nicht so stürmisch, die ruhigen Klänge erinnern vielmehr an das, was auch die Lynguists beizeiten als relaxte Nummern einschoben. "2013" geht, wie schon der Opener, auf Ricky Raw's Kappe und ist noch ein Stück smoother konzipiert. Damit streicht Ricky den Award für die beste Arbeit seitens der Beats auf diesem Album ein. Denn im weiteren Verlauf zeigen sich nicht alle Beatbastler in so einwandfreier Form: Was Tonedeff in "Bionic" zusammengeschraubt hat ist noch Geschmackssache, das trockene "Save You" jedoch gibt nicht viel her. Im Anschluss folgt ein sehr ernster Song, in dem SOS über einen Quincy Tones-Beat über "The Balance", das Gleichgewicht einer Beziehung, berichtet. Erinnerungen an CL-Tracks werden wach. In "Exposé" findet sich das schon erwähnte Instrumental, das von Pedro y El Lobo sehr ansprechend ausgekleidet wurde. "I Can't Sleep" gab es schon auf Krohme's letztjährigem Album, dort allerdings mit Raps von Planetary und King Syze, denen SOS um einige Längen voraus ist. Mit "Time Capsule" kommt das Endzeitthema wieder ins Bild, während "Welcome To The Future" fast ausschließlich ein Instrumental ist.

Damit ist das Album bei seinem Ende, während der Hörer mit der Erkenntnis von dannen zieht, dass auch Mr. SOS auf Solopfaden etwas taugt. Der Sound ist weitestgehend gut gewählt, versinkt nicht (wie bei den CunninLynguists) in durchgehender Ernsthaftigkeit und bietet Abwechslung. Kurzum, Mr. SOS profiliert sich als Soloartist - damit dürfte das Ziel dieser Scheibe auch schon erreicht sein. "How I Learned To Stop Worrying And Love The Bomb", auch wenn es kein überragendes Album ist, übernimmt einerseits das CunninLynguists-Publikum, vergisst andererseits jedoch auch nicht, seine eigenen Akzente zu setzen. Gelungener Einstand für Mr. SOS.

6.7 / 10

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