Sonntag, 14. Februar 2010

Cyne - Water For Mars


Release Date:
02. Mai 2009

Label:
P-Vine Records

Tracklist:
01. This Year
02. Awakening
03. Pretty Apollo
04. I Never
05. Interlude 1
06. Electric Blue
07. Tide Of Life
08. Dazed & Confused
09. Fantasy Revenge
10. Interlude 2
11. Boombox Pimp
12. The Jux
13. Cise
14. Interlude 3
15. Nicers
16. The Raven
17. Beaten Boxes
18. Interlude 4
19. Your Voice
20. One Day...

Review:
Ja, es ist schon wieder ein neues Album. Nachdem Cyne sich nach ihren ersten beiden Alben reichlich Zeit ließen und dann im vergangenen Jahr gleich zwei Platten auf den Markt warfen, gibt es hier schon neues Material. Das weckt natürlich Freude und Hoffnungen bei den Fans der Nischen-Rapper aus Florida: Vor allem "Pretty Dark Things" aus dem letzten Jahr ging in eine Richtung, die sich zusehends von den Anfängen der Gruppe entfernte. Bleibt also abzuwarten, was auf "Water For Mars", dem neuen Album, passiert. Für Freunde von Silberlingen kommt ein zusätzliches Ärgernis hinzu: "Water For Mars" wird ausschließlich in Japan veröffentlicht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Da sowohl Cise Star als auch Akin bisher immer voll auf der Höhe waren und mit einer ausgeklügelten Darbietung überzeugen konnten, liegt es mehr an Enoch und Speck, mit ihrer Produktion die Richtung dieses Albums vorzugeben. Da freut es natürlich gleich doppelt, wenn "This Year" mit dem warmen, souligen Sound loslegt, den man seit der ersten Hörbegegnung mit Cyne verbindet. Auch die bedacht und sicher gewählten Worte Akin's kennt man genau so, wie es sie hier zu hören gibt. Er und Cise finden auch hier wieder die richtige Mischung aus Kritik und eigenen, positiven Messages, auch auf diesem Album ergänzen sich die beiden perfekt. Cise setzt ab, Akin legt los - das Spiel funktioniert im federleichten, von Gitarrenklängen getragenen "Tide Of Life", wie man es gewohnt ist. Generell ist "Water For Mars" mehr die Scheibe, die an vielen Stellen an die ersten beiden Alben anknüpft und sich weniger als "Pretty Dark Things" neuen Ideen widmet. Bei der Einzigartigkeit, die Cyne eigen ist, ist das weniger eine schlechte Sache als eine Freude: Schon der Titel verrät, dass der Sound noch immer spacige Züge mit - wie sie ein Bekannter von mir nennt - Natur-Beats verknüpft. Ebenfalls eine Rückkehr zu früheren Zeiten sind Instrumental-Interludes, von denen vier an der Zahl eingestreut werden und die zuletzt auf "Evolution Fight" am Ende einiger Songs versteckt waren. Bei dem, was Enoch und Speck wie nebenbei aus dem Ärmel schütteln, darf man sich da natürlich nicht beschweren. Das Klavier, das im "Interlude 4" seine Melodie zum Besten gibt, gehört mitunter zum schönsten, was HipHop dieses Jahr bisher zu bieten hatte. Trotz der sehr vielen Dinge, die man Cyne zweifelsohne zugute halten kann, ist leider nicht alles perfekt. "Fantasy Revenge" und "Boombox Pimp" wären beide einwandfrei, wollen mit ihren Hooks jedoch nicht wirklich gefallen. Einen Aussetzer gibt auch zu vermelden: "Beaten Boxes" will sowohl beim etwas trockenen Drum-Salat als auch beim etwas übertriebenen Chorus nicht schmecken und erinnert dabei sehr an die schlechteren Momente von "Pretty Dark Things". Doch damit hat sich die Krittelei auch schon wieder - da sei lieber auf die überwiegenden, schönen Momente hingewiesen, allen voran der umwerfend starke Einstieg: "Pretty Apollo" sprüht nur so vor Energie, "Awakening" ist so elegant geformt wie die Sandverwehungen des Albumcovers. "I Never" wendet sich anderen Rappern und ihren Texten zu, ohne dabei zu sehr im typischen Szenen-Diss zu enden. Während "Cise" eines der typischen ernsteren Lieder ist, bringt "Dazed & Confused" Abwechslung ins Spiel oder sorgt "One Day..." für einen Ausstieg, bei dem Enoch und Speck kurz ins Rampenlicht treten und sich angebracht verabschieden.

Vielleicht ist neben den erwähnten Songs noch der ein oder andere mittelmäßige dabei. Auf jeden Fall kommt "Water For Mars" nicht den beiden ersten Werken gleich. Doch damit war gar nicht zu rechnen. So wie dieses Album aus dem Nichts geschossen ist, darf man sich mehr als nur freuen, einem neuen Werk dieser Qualität gegenüberzustehen. Denn "Water For Mars" ist eines, wenn nicht das beste Album des bisher so mageren Jahres 2009. Und doch ist es weit davon entfernt, ein wirkliches Spitzenalbum zu sein. Doch dafür waren Cyne eigentlich noch nie bekannt - die Alben haben ihren roten Faden, sie haben ihre Atmosphäre, doch sie glänzten bisher meist durch einzelne, geniale Songs. Ebenjene vermisst man auf "Water For Mars" ein wenig, was die vier Kronen leider verwehrt. Doch nur um das noch einmal zu unterstreichen: Dieses Album wird alle Cyne-Fans voll zufrieden stellen und es ist mindestens genauso gut wie die beiden 2008er Alben. Cyne bleibt weiterhin einer der Geheimtipps des US-Undergrounds.

6.8 / 10

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